Der Labrador Retriever

Die meisten Menschen kennen diesen Hund nur unter der Bezeichnung Labrador oder nennen ihn liebevoll "Labbi". Kaum eine andere Hunderasse hat in den letzten Jahren in einem ähnlichen Ausmaß an Beliebtheit gewonnen wie der Labrador. Besonders Familien schätzen diesen hübschen, fröhlichen und gutartigen Hund als Begleiter in allen Lebenslagen.

Drei Farbschläge in schwarz, braun oder beige stehen zur Auswahl und verschiedene Zuchtschläge variieren marginal in Größe sowie Statur. Vor lauter Begeisterung für den wasserliebenden Labbi wird manchmal vergessen, dass dieser gutmütige Hund durchaus Ansprüche an seine Haltung stellt, wenn sein Hundeleben sich erfüllen soll. Der Zusatz Retriever weist den Labrador deutlich als Apportierhund aus und lässt erkennen, dass ein Labrador Retriever sich nicht langweilen möchte, sondern Beschäftigung und Bewegung dringend braucht. Dabei möchte er nicht nur auf dem trockenen sitzen.

Der Labrador in Kürze

Lebenserwartung: 12-13 Jahre
Namen: Labrador Retriever, Labrador
Familie: Apportierhund
Ursprungsland: Großbritannien, Neufundland
Temperament: agil, liebenswürdig, aufmerksam, arbeitsfreudig, menschenfreundlich, sensibel
Farben: einfarbig schwarz, leber- und schokoladenbraun und gelb (beige, creme, fuchsbraun)
Gewicht: Weibchen: 25-32 kg, Männchen: 29-36 kg
Größe: Weibchen: 54-56 cm, Männchen: 56-57 cm
Pflegeaufwand: leicht
Erziehung: sehr gut erziehbar mit Hundeerfahrung
Benötigt sehr großen Auslauf: ja bedingt
Kinderfreundlich: unbedingt
Stadtwohnung geeignet: bedingt
Verwendung: Familienhund, Begleithund

Rasse, Geschichte und Entwicklung

Der Labrador hat seine Vorfahren nicht in Labrador, sondern in Neufundland. Seine Ahnenreihe überschneidet sich mit der des wesentlich größeren Neufundländers und zentriert sich auf dem legendären St. John's Hund. Labradore wurden wegen ihrer Beweglichkeit als Apportierhunde für die Jagd gezüchtet, insbesondere für die Jagd auf Wasservögel. Schon deshalb liebt der Labbi noch heute das Wasser. Züchterisch voll ausentwickelt wurde der Labrador im Laufe des 18. Jahrhunderts in Großbritannien, englische Zuchtschläge sind leichter und noch beweglicher als die kanadischen. Im 20. Jahrhundert eroberte der Labbi die Herzen vieler Hundeliebhaber als sportlicher, unbekümmerter Begleithund.

Wesen, Charakter und Pflege

Der Labrador vergöttert seine Menschen. Er möchte gefallen und seine Familie idealerweise immer um sich haben. Zwingerhaltung ist ausgeschlossen. Labradore sind fröhliche, aktive Tiere, die sich unbedingt austoben und bewegen möchten, am liebsten in der Nähe von und im Wasser. Sie apportieren für ihr Leben gern.

Der Labbi liebt Kinder und sie lieben ihn. Da müssen Eltern schon aufpassen, dass Hund und Kind keine gemeinsamen Dummheiten aushecken. Grundsätzlich sind Labradore nämlich für alles zu haben, was mit Spaß und Spielen zu tun hat. Da bietet sich auch mancher Hundesport wie Agility an.

Wer einen scharfen Wachhund sucht, liegt mit dieser Rasse falsch. Es kann sich vielmehr mit ihm die oft kolportierte Anekdote realisieren, dass der Hund den Einbrecher fröhlich schwanzwedelnd begrüßt. Das gilt umso mehr, wenn der ungebetene Gast ein Leckerlie als Liebesgabe mitbringt. Viele Labradore sind willensschwach oder aus anderer Perspektive betrachtet äußerst willensstark, wenn es um Leckereien geht und wissen auch, wie man an einen Leckerbissen herankommt, der nicht für sie gedacht ist.

Der Jagdtrieb kann bei dieser Rasse durchaus ausgeprägter sein, vor allem auf Sicht. Auch kann sich eine gewisse Dickköpfigkeit bemerkbar machen, wenn der Labrador beim Waldspaziergang insgesamt seine eigenen Wege gehen will. Allerdings ist er so charmant ungehorsam, dass niemand ihm lange böse sein kann.

Hundeerfahrene Menschen können ihn gut und leicht führen, Anfänger in Sachen Hund kann er schon einmal austricksen. Labbis sind nichts für unsportliche Menschen ohne Humor. Übermäßige Härte in der Erziehung verschreckt diese auch sensible Rasse und ist nicht angemessen. Labradore sind äußerst gutwillig, mit etwas Geduld und liebevoller Konsequenz erlernen sie Gehorsam. In aller Regel neigen sie auch nicht dazu, anderen Hunden gegenüber aggressiv zu begegnen.

Das kurze Fell ist pflegeleicht und braucht nur während der Zeit des Fellwechsels ganz regelmäßig die Bürste.

Typische Erkrankungen und rassebedingte Probleme

Obwohl der Labrador zu den mittelgroßen Hunden zählt, ist er normalerweise langlebig und zäh. Einige erblich bedingte Krankheiten sind jedoch auch bei dieser Rasse vorhanden, auch, weil sie so beliebt ist und viele Exemplare von Labradoren in den letzten Jahren gezüchtet wurden.

Hier geht es vor allem um die weit verbreiteten Gelenksfehlstellungen (Dysplasien) an Ellenbogen und Hüfte, die zu vorzeitigem Verschleiß in den betroffenen Gelenken führen und einen hohen Leidensdruck erzeugen können. Züchter bemühen sich darum, diese Erkrankungen auszuschließen, aber HD und ED kommen immer noch beim Labrador vor. Die Behandlungsansätze reichen von konservativen Therapien bis hin zu operativen Eingriffen. Heilbar sind Dysplasien in aller Regel dennoch kaum, man strebt vornehmlich nach einer guten Schmerztherapie und dem Erhalt der Beweglichkeit, die gerade für diesen Hund so wichtig ist.

Ebenfalls vertreten sind verschiedene erblich bedingte Augenerkrankungen wie die Progressive Retinaatrophie (PRA), die frühzeitige Linsentrübung (grauer Star oder Katarakt genannt) sowie die sogenannte Retinadysplasie (RD). Der Labrador kann bei allen diesen Erkrankungen erblinden, da sie auf medikamentöse Behandlung nur bedingt oder nicht ansprechen.

Selten, aber die Lebensqualität stark beeinträchtigend sind Muskelerkrankungen wie die Labrador-Myopathie und der EIC (Exercise Induced Collapse). Betroffene Tiere ermüden und schwächeln körperlich schnell, benötigen verstärkt Pausen bei der Aktivität und brechen bei EIC regelrecht zusammen. Häufig verlaufen diese Erkrankung episodenhaft, wobei besonders EIC gern mit Epilepsie verwechselt wird und später auch in eine Epilepsieform übergehen kann. Medikamentöse Behandlungen lindern diese Erkrankungen, heilen sie aber nicht.

Die Ernährung des Labrador

Dicke Labradore sind leider nicht selten, weil manche Vertreter der Rasse recht verfressen sind. Hier ist es Sache des Halters sowohl mit artgerechter Bewegung als auch Ernährung rechtzeitig gegenzusteuern. Barfen (Rohfütterung) bekommt vielen Labbis sehr gut. Mindestens zwei kleine Portionen anstelle einer großen pro Tag sollten es sein, weil auch Labradore eine Magendrehung erleiden können. Bei allen Hunden ist der Magen an elastischen Bändern aufgehängt. Wenn sich ein Hund besonders nach der Nahrungsaufnahme zu heftig bewegt oder springt, können sich die Bänder ineinander verdrehen. Dabei handelt es sich um einen Notfall, weil der Kreislauf der Tiere zusammenbricht und die Blutversorgung zu Organen unterbrochen wird. Unbehandelt droht dem Tier der Tod.

Fazit: (K)ein Hund für alle Menschen und Gewässer

Der Labrador führt seit Jahren die Beliebtheitsskala aller Hunderassen in Deutschland auf einem der ersten Plätze an. Er gilt als pflegeleicht, unkompliziert und kinderfreundlich. Diese Attribute treffen in der Regel auch zu. Jedoch sollten engagierte Hundehalter nicht vergessen, dass sie sich mit einem Labrador Retriever einen sehr agilen Hund ins Haus holen, der sehr Beschäftigung und Zuwendung braucht. Übergewichtige, unterbeschäftigte Vertreter der Rasse sind ein trauriger Anblick und werden dieser interessanten Hunderasse nicht gerecht. Deshalb sollten die Ansprüche des Hundes immer Priorität haben und ausschlaggebend sein, wenn die Wahl auf einen Labrador fällt. Einem glücklichen Zusammenleben für alle Beteiligten steht dann nichts mehr im Weg.

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Autor: Thomas

Etwa 8 Mio. Hunde leben in deutschen Haushalten - gesorgt wird sich um die Vierbeiner wie um das eigene Kind. Mit dieser Seite möchte ich euch gern leicht verständliche Informationen rund um die Hundegesundheit zur Verfügung stellen. Zur Seite steht mir eine Tierheilpraktikerin, die das ganze fachlich abrundet.