Tumor beim Hund

Die Diagnose "Tumor" beim Tierarzt erschreckt die meisten Hundehalter zutiefst, weil sie damit in erster Linie bösartige Zellveränderungen und im Ergebnis Krebs verbinden. Jedoch ist das Wort Tumor, das lateinisch für Wucherung, Geschwulst oder Schwellung steht, zunächst neutral zu verstehen. Ein Tumor ist auch keine vollständige Diagnose im herkömmlichen Sinn, sondern hat mehr gemein mit einem Symptom, das man bei einer Untersuchung als tatsächliche Erscheinung feststellt. Die finale Diagnose an sich kann erst gestellt werden, wenn man den Charakter des Tumors und auch mögliche Ursachen einschätzen kann. Ein anderes Wort für Tumor, das in der Medizin ebenfalls häufig gebraucht wird, ist Neoplasie. Neoplasie steht für Neubildung oder Gewächs, was die Erscheinung eines Tumors ebenfalls recht gut beschreiben hilft. Wir haben es hier mit einer sehr plastischen Erscheinung zu tun.

Tumore in der medizinischen Definition

Tumore im weiten Sinne stehen für eine Gewebsveränderung, die mit einem erhöhten Platzbedarf im Organismus einhergeht und häufig tastbar ist. In diesem Zusammenhang sind auch Ödeme, Zysten, Abszesse, Verhärtungen oder ein verhärteter Kot Tumore.

Tumore im engen Sinn sind Neoplasien, die durch Veränderungen oder eine Fehlregulation im Zellwachstum entstehen. Hier gibt es gutartige (benigne) und bösartige (maligne) Varianten.

Einteilung der Tumore

Tumore werden unter anderem nach ihrem Auftreten im Organismus eingeteilt. Man differenziert hier solitäre Formen, bei denen der Tumor nur an einer Stelle auftritt sowie multizentrische oder multifokale Typen, die sich an mehreren Stellen im Tierorganismus verteilen.

Man spricht von der sogenannten Dignität eines Tumors, wenn es um seine potentielle Fähigkeit geht, Tochtergeschwüre, sogenannte Metastasen, auszubilden. Während die benignen (gutartigen) Neubildungen keine Tochtergeschwülste bilden, sondern lediglich eine Raumforderung aufmachen, durchwächst der maligne (bösartige) Tumor anderes, fremdes Gewebe. Man spricht in diesem Zusammenhang von einer Infiltration. Außerdem bilden die bösartigen Formen meist Absiedlungen aus - sie streuen, bilden also Metastasen. Die maligne Variante wird volkstümlich gern als Krebs bezeichnet, wissenschaftlich verallgemeinert als Karzinom, was jedoch auch nur eine bestimmte Form von bösartigen Tumoren beschreibt. Eine Zwischenform - die semi-malignen Typen - infiltriert zwar fremdes Gewebe, bildet aber keine Absiedelungen.

Kennzeichnend für den gutartigen Tumor ist, dass er sich langsam verdrängend ausbreitet, in der Tastung gut abgrenzbar und gut differenzierbar als reifes Gewebe sowie sein Zellgehalt sehr niedrig ist. Es gibt in diesem Kontext kaum Zellveränderungen, und die Zellteilungsaktivität ist sehr gering. Das langsame Wachstum korrespondiert damit, dass hier kaum Rezidive (erneute Ausbildungen) auftreten, wenn etwa das originäre benigne Gewächs chirurgisch entfernt wird.

Hingegen ist eine maligne Neoplasie invasiv, schnell wachsend, kaum abgrenzbar in der Tastung, weiterhin gekennzeichnet durch unreifes, inhomogenes Gewebe mit hohem Zellgehalt und einer sehr hohen Zellteilungsrate. Es treten Mutationen und atypische Erscheinungen des befallenen Gewebes auf. Tochtergeschwülste und eine hohe Rezidivrate nach einer ersten Behandlung sorgen häufig für einen tödlichen Ausgang.

Die gutartigen Neoplasien werden ferner nach ihrem Erscheinungsort unterschieden. Dabei wird dem Ursprungsgewebe die Silbe - om angehängt, zum Beispiel Lipom als Wucherung im Fettgewebe.

Bösartige Tumore sind zum einen Karzinome, dann geht die Wucherung von Drüsengewebe oder sogenannten Deckengewebe aus, beispielhaft sei hier das Lungenkarzinom genannt. Zum anderen sind die malignen Typen Sarkome, sie wurzeln dann im Binde- oder Stützgewebe des Körpers. Ein Beispiel ist ein Fibrosarkom, ein bösartiger Tumor im Bindegewebe.

Typische Ursprungsgewebe für Tumore beim Hund

Neoplasien treten beim Hund bevorzugt hier auf:

  • Auf der Haut
  • An den Milchdrüsen (Mammatumoren)
  • Im Magen-Darm-Trakt
  • An den abdominalen Organen wie Leber, Milz, oder Bauchspeicheldrüse
  • Im Atmungstrakt
  • An Harn- und Geschlechtsorganen
  • Im Skelett
  • Im Nervensystem
  • In den Augen
  • Im Mittelohr oder Gehörkanal
  • Im blutbildenden System
Tumor-Auswuchs auf der Haut
Tumor-Auswuchs auf der Haut - © cynoclub / Fotolia

Am häufigsten werden Tumore der Haut beim Hund festgestellt.

Verbreitet sind hier die bösartigen, aber selten streuenden Plattenepithelkarzinome in der Mundhöhle, an der Milchleiste oder an den Zehen. Ebenfalls sehr häufig sind die Papillome, die gern auch als Warzen bezeichnet werden. Eine ihrer Formen wird durch einen Virus ausgelöst und übertragen. Auch die gutartigen Basaliome sind besonders bei Pudeln und Cocker Spanieln verbreitete Tumorarten an Kopf und Hals.
Der Cocker Spaniel, der Pudel und verschiedene Terrier Arten bilden ebenfalls ganz überwiegend benigne Formen von Tumoren der Talg- und Schweißdrüsen aus.

Neben der Haut sind Lipome als gutartige Neoplasien im Fettgewebe sehr oft vertreten, wie auch die bösartigen Weichteilsarkome.

Bei Hündinnen sind benigne und maligne Neoplasien an der Milchleiste am meisten verbreitet. Fast 50 % dieser Mammatumoren sind dabei maligne und streuen meist rasant.

Rüden großer Rassen neigen zur Ausbildung von bösartigen Plattenepithelkarzinomen in der Mundhöhle.

Ältere Schäferhunde, hier auch Rüden sowie männliche Tiere anderer großer Rassen, bilden häufiger einen bösartigen Milztumor aus. Die mittelgroßen bis großen Rüden erkranken ebenfalls häufig an malignen Prostatakarzinomen, die regelmäßig heftig streuen.

Begleitsymptome von Tumoren

Tumore, besonders die bösartigen, können je nach Ursprungsort der Erkrankung mit Begleitsymptomen einhergehen. Dazu zählen etwa motorische Ausfälle, epileptische Anfälle, Blutungen, Blutarmut, Schmerzen, Fieber, geschwollene Lymphknoten, Gewichtsverlust, allgemeine Schwäche und einiges mehr.

Diagnostik der Tumorerkrankung

Auch bei der Untersuchung von Hunden stehen heute zunehmend moderne bildgebende Verfahren wie Röntgen, MRT und CT zur Verfügung.
Sollte also ein Tumor nicht ertastet werden, wird er oft mit diesen diagnostischen Hilfsmitteln aufgespürt. Darüber hinaus bilden einige Tumore auch Marker aus, die bei Untersuchungen des Blutes nachgewiesen werden können. Dennoch bleiben Tumore bis zum Erreichen eines lebensbedrohenden Zustandes nicht selten unentdeckt.

Behandlung von Tumorerkrankungen

Mittel der Wahl ist fast immer ein chirurgischer Eingriff, wenn er möglich ist. Bei vielen malignen Formen kann durch die Infiltration von Fremdgewebe, aber auch bei benignen Neoplasien ein Eingriff unmöglich sein, weil im Verlauf des Eingriffs lebensnotwendige Organe geschädigt würden oder andere lebensbedrohende Zustände drohten. Hat etwa ein Karzinom ein Hauptblutgefäß infiltriert, würde das Tier bei der Operation verbluten. Neben dem Messer des Chirurgen, stehen Bestrahlung und Chemotherapie bei den bösartigen Typen zur Wahl. Benigne Formen können aufgrund ihres langsamen Wachstums oft auch bis zum normalen Lebensende unter Beobachtung unbehandelt bleiben. Bei Hauttumoren kommen auch Kryotherapie (Vereisung) und Laser zum Einsatz. Zuweilen bleibt nur das Einschläfern des Tieres, um ihm weiteres Leiden zu ersparen.

Prognose bei Tumorerkrankungen

De Prognose hängt sehr von der Art des Tumors ab. Auch bei der Behandlung sollte abgewogen werden, ob man dem Hund eine Chemotherapie oder Bestrahlung mit allen Nebenwirkungen zumuten soll. Hier ist eine gute und vertrauensvolle Beratung mit einem erfahrenen Veterinär hilfreich. Die schwere Entscheidung verbleibt am Ende beim Halter des Hundes. Niemand kann sie ihm abnehmen.

Vorbeugen möglich?

Es ist wäre unseriös zu behaupten, einem Tumor ließe sich vorbeugen.
Zu wenig erforscht sind die multiplen Ursachen von Tumoren, die auch weit in den Bereich der Genetik hineinreichen. Bei manchen hormonverbundenen Arten scheint eine Kastration eine vorbeugende Wirkung zu haben. Dies ist etwa beim Hodentumor der Fall. Insgesamt helfen Aufmerksamkeit gegenüber dem Tier, seinem Verhalten und seiner Befindlichkeit sowie gerade beim älteren Tier regelmäßige Untersuchungen beim Tierarzt bei der Entdeckung von Tumoren. Gerade bei den malignen Typen zählt jeder Tag - je früher sie entdeckt werden, desto besser sind die Überlebenschancen des Hundes.

Quellen

Autorinbild
Autor: Thomas

Etwa 8 Mio. Hunde leben in deutschen Haushalten - gesorgt wird sich um die Vierbeiner wie um das eigene Kind. Mit dieser Seite möchte ich euch gern leicht verständliche Informationen rund um die Hundegesundheit zur Verfügung stellen. Zur Seite steht mir eine Tierheilpraktikerin, die das ganze fachlich abrundet.