Vergiftungen beim Hund

Eine Vergiftung beim eigenen Hund zu erleben, gehört zu den traumatischen Erfahrungen, die ein Hundehalter machen kann. In kürzester Zeit tritt bei einer Vergiftung ein kritischer Zustand ein, nicht selten geht es um Leben und Tod. Es ist deshalb wichtig, Vergiftungserscheinungen einigermaßen zuverlässig von anderen Krankheitssymptomen abgrenzen zu können. Anzeichen einer Vergiftung können sehr unterschiedliche Formen annehmen, das macht es nicht einfacher, sie zu erkennen. Wer sich als umsichtiger Hundehalter schon vorher einmal mit einer möglichen Vergiftung beschäftigt hat, wird im Ernstfall ruhiger, schneller und angemessener handeln können. Dieses Wissen und mögliche Erste-Hilfe-Maßnahmen können dem Tier das Leben retten.

Die Symptome einer Vergiftung beim Hund

Der achtsame Tierhalter ist bei einer Vergiftung im Vorteil, da ihm schon kleine Abweichungen im Verhalten seines Hundes auffallen werden. Nicht immer sind die Symptome gleich zu Beginn massiv, auch wenn manche Gifte innerhalb kürzester Zeit deutliche Effekte zeigen. Kennzeichnend für eine Vergiftung ist allgemein, dass sich der Zustand des Tieres von dem eines gesunden Tieres weg, innerhalb von Minuten bis zu wenigen Stunden drastisch verändert. Tückisch sind Cumarine, die in Rattengift enthalten sind. Hier treten Symptome bisweilen sehr stark zeitverzögert auf. Bis zu 36 Stunden später wird die Vergiftung erkennbar. Wenn sie dann allerdings Symptome auslöst, ist höchste Eile für eine Behandlung geboten.

Die folgenden Symptome treten bei Vergiftungen allgemein häufig auf, müssen aber nicht immer in Kombination gegeben sein:

  1. Das Tier speichelt massiv, unter Umständen ist Schaumbildung im Maul zu beobachten.
  2. Es treten Zustände von Atemnot auf. Häufig steigern sich diese bis hin zum Stillstand der Atmung.
  3. Ihr Hund wird ohne äußerlich ersichtlichen Grund apathisch, legt sich nieder, die Augen werden trüb, die Nase trocken. Das Tier möchte nicht aufstehen.
    Denkbar ist auch der entgegengesetzte Zustand: Das Tier kommt überhaupt nicht zur Ruhe, ist sichtlich erregt und will sich nicht niederlegen. Vielmehr läuft der Hund sinnlos auf und ab, die Pupillen sind erweitert.
  4. Der Hund erbricht sich fortwährend, erbricht möglicherweise auch Galle und Blut.
  5. Vergiftete Hunde krümmen sich häufig sichtbar mit starkem Schmerzen in der Bauch- und Unterleibsregion.
  6. Die Schleimhäute des Hundes können die Farbe verändern, sie werden hell.
  7. Es tritt massiver Durchfall auf, auch Blut im Kot. Durchfall und Erbrechen wechseln sich ab oder treten gemeinsam auf.
  8. Der Hund bekommt plötzlich hohes Fieber. Auch das Gegenteil ist möglich.
  9. Die Vergiftung löst einen Schock mit Untertemperatur aus (Hypothermie).
    Krampfanfälle wie bei der Epilepsie treten zum ersten Mal beim Tier auf.
  10. Der Puls erhöht sich deutlich, Herz-Kreislaufbeschwerden und Schwindel bis hin zum Kreislaufzusammenbruch können auftreten. Der Hund kollabiert.
  11. Vergiftete Hunde fallen in Zustände von Bewusstlosigkeit und Koma, häufig in Folge der genannten Kreislaufstörungen oder wegen Organversagen.

Vergiftung - was bedeutet das für den Organismus des Hundes?

Veterinärmedizinisch gesehen ist eine Vergiftung eine Stoffwechselstörung, die durch eine von außen zugeführte Substanz ausgelöst wird. Nur ganz selten "vergiftet sich der Organismus am Ende selbst", etwa bei einer sich entwickelnden Sepsis (Blutvergiftung). Die Stoffwechselstörung führt zur Schädigung an einzelnen Zellen und Organen (Zellverbänden). Vergiftungen gehen oft zusätzlich einher mit Verätzungen oder Reizungen im Bereich der Atmungsorgane, der Speiseröhre oder der Magenschleimhaut. Im Zentrum des Vergiftungsprozesses steht bei mittleren und schweren Vergiftungen die Leber. Dieses Organ ist beim Hund - neben den Nieren und der Haut - das erste Entgiftungsorgan im tierischen Organismus. Tödlich wird eine Vergiftung vor allem dann, wenn es zum Leberversagen kommt. Auch ein Nierenversagen ist denkbar, wenn auch nicht so häufig. Manche Substanzen wie zum Beispiel die Salze der Blausäure führen zum Ersticken des Hundes, weil sich die roten Blutkörperchen mit der Blausäure verbinden.

Die leichte Vergiftung: Der Organismus wird mit der leichten Vergiftung ohne weitere Folge- und Organschäden fertig. Regelmäßig treten Übelkeit und Erbrechen sowie Reizungen an der Magenschleimhaut auf.

Die mittelschwere Vergiftung: Hier treten Beeinträchtigungen als Funktionsstörungen der Leber oder Nieren auf. Meist ist mit neben Übelkeit und Erbrechen, zusätzlich mit Speicheln, Krampfzuständen und weiteren Symptomen zu rechnen.

Die schwere Vergiftung: Hier sind die Symptome stark ausgeprägt. Je nach Art des Giftes kommt zu Atemnot und zum Aussetzen der Atmung, zum Kollaps und zur Bewusstlosigkeit. Die Symptome treten sehr schnell auf, es droht oder realisiert sich ein Organversagen, vor allem der Leber.

Substanzen, die Hunden typischerweise gefährlich werden können

Viele Hunde sind sehr neugierige Wesen, ein Verhalten, das wir Menschen an ihnen besonders lieben. Im Haushalt und im weiteren Umfeld des Menschen wird diese Wesensart dem Tier nicht selten zum Verhängnis. Zu denken ist an alle Produkte, die uns die chemische Industrie im täglichen Leben anbietet:

Detailseiten: Schokoladenvergiftung, Rattengift, Giftpflanzen, Haushaltschemikalien, Blausäure, Übersicht Gifte

Haushaltsreiniger, Pflanzenschutzmittel, Ködergifte gegen Schädlinge, Holzschutz- und Frostschutzmittel sowie Dünger sind nur einige Beispiele für giftige Substanzen im Umfeld des Haushundes. Ameisenköderboxen enthalten zum Beispiel die Stoffe Chlorpyriphos und Fuchsin. Sie lösen bei Hunden leichte Vergiftungen aus. Organische Phosphatverbindungen in Pflanzenschutzmitteln sind für mittelschwere Vergiftungen verantwortlich. Rattengift enthält Dicumarol und Warfarin-Derivate, die dem Hund ebenfalls sehr gefährlich werden und schwere Vergiftungen nach sich ziehen. Warfarin führt als Vitamin K Antagonist zu inneren Blutungen. Die erwähnte Blausäure (Cyanid) wird ebenfalls zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt, ist aber auch in manchen Lebensmitteln (Bittermandeln) sowie einigen Pflanzen enthalten.
Was letztere angeht, kann der eigene Garten mit diversen Giftpflanzen ebenfalls zur stetigen Gefahrenquelle für den Hund werden. Tollkirsche und Engelstrompete seien nur beispielhaft genannt. Bei ersterer ist es der Wirkstoff Atropin, der giftig ist, bei letzterer die enthaltenen Alkaloide. Atropin ist eine Substanz, die beim Hund in einer hohen Dosis zu einer typischen Übererregung bis hin zur Atemlähmung führt.

Erste-Hilfe-Maßnahmen

Beim ersten Verdacht auf eine Vergiftung heißt es grundsätzlich:
So schnell wie möglich zum Tierarzt oder in die nächste Tierklinik.

Ideal ist es, wenn der Hundehalter weiß, welchen Stoff das Tier verzehrt hat oder mit großer Wahrscheinlichkeit vermutet, was er verzehrt haben könnte. Ist die Giftsubstanz bekannt, sollte die Produktbeschreibung oder die Substanz selbst mit zum Tierarzt genommen werden. Zumindest die Symptome der Vergiftung sollte der Tierhalter gut beschreiben können. Dazu gehören auch typische Werte der Vitalfunktionen. Wer als Hundehalter Abweichungen wie Fieber, erhöhte Pulswerte und ähnliches bei seinem Tier feststellen will, sollte sich mit den Normalwerten auskennen. Hilfreich ist es auch zu wissen, wie man bestimmte Werte unkompliziert ermitteln kann. Bei einer Vergiftung und dem folgenden Besuch beim Tierarzt zählt jede Minute. Je mehr Fakten der Halter dem Veterinär zum Zustand des Tieres und zum Giftstoff übermitteln kann, desto besser sind die Überlebenschancen des Hundes.

1. Wichtige Vitalfunktionen beim Hund und ihre Normwerte

Temperatur: 37,5-39,4 °C, bei Welpen gilt 39,5°C noch als normal.
Die Temperatur wird am besten rektal (im After) mit dem Fieberthermometer gemessen. Etwas Vaseline erleichtert den Messprozess.

Puls: Große Hunde 70-100 Schläge/pro Minute
Kleine Hunde 100-130 Schläge/pro Minute

Hundehalter können durch die Haut auf der inneren Oberschenkelseite die sogenannte Arteria femoralis ertasten, um den Puls zu fühlen. (Der Halter sollte sich dies einmal bei Gelegenheit im Rahmen der Routine beim Tierarzt zeigen lassen). Es hat sich bewährt, 15 Sekunden über auszuzählen und dann das Ergebnis mit 4 zu multiplizieren. Wichtig sind auch die Intensität und der Rhythmus des Pulses. Trächtige Hündinnen und Junghunde haben zuweilen einen erhöhten Ruhepuls, ohne dass dem ein Symptom zugrunde liegt.

2. Nützliche eigene Maßnahmen bei einer Vergiftung

a) Bleiben Sie ruhig!

b) Sie wissen, dass das Tier Gift gefressen hat: Erbrechen herbeiführen.

Wer beispielsweise beobachtet hat, wie das Tier eine giftige Substanz aufgenommen hat und diesen Vorgang nicht mehr verhindern konnte, kann unverzüglich Erbrechen herbeiführen. Dazu wird dem Hund eine gesättigte Salzlösung oder eine 3%-ige Wasserstoffperoxid Lösung eingegeben. Milch ist absolutes Tabu! Die fetthaltige Milch würde die Gifte tiefer in den Organismus führen. BEI RATTENGIFT KEIN ERBRECHEN HERBEIFÜHREN!

RATTENGIFT: Sie wissen, dass das Tier Rattengift gefressen hat. Es zeigt noch keine Symptome, und der Verzehr ist noch nicht lange her (2-3 Stunden). Sie geben dem Tier Kohletabletten und fahren unverzüglich zum Tierarzt.

c) So schnell wie möglich zum Tierarzt! Achten Sie besonders darauf, dass das Tier beim Transport nicht an Erbrochenem ersticken kann. Es muss entsprechend gelagert werden.

d) Je schneller der Tierarzt erreicht wird und er behandeln kann, desto besser stehen die Chancen auf eine vollständige Erholung des Tieres. Wer hier als Hundehalter nachlässig agiert, riskiert zumindest Folgeschäden an Organen oder gar den Tod seines Hundes. Vergiftungen sind akute Notfälle!

Was macht der Tierarzt im Falle einer Vergiftung?

Das kommt auf das Gift und dessen Wirkung an.

Gifte wirken typischerweise:

  • auf die Atmungsorgane ein.
  • auf die Blutgerinnung ein.
  • auf die Leber ein.
  • auf die Nieren ein.
  • auf das Gehirn oder die Lunge durch Ödembildung ein.

Der Tierarzt wird versuchen, diese Prozesse zu verhindern oder aufzuhalten. Für viele Gifte gibt es eine Art Gegenmittel, ein Antidot, das den Effekt des Giftes aufhebt. Bei Rattengift wird der Veterinär zum Beispiel hochdosiert Vitamin K spritzen, weil dieses innere Blutungen stoppt und die Blutgerinnung fördert.

Nach der Vergiftung

Nach einer Vergiftung, insbesondere dann, wenn bereits Schäden im Organismus eingetreten sind, muss der Hund besonders ernährt werden. Der Tierarzt wird hier Anweisungen und Empfehlungen geben. Sind etwa die Nieren betroffen, muss das Tier besonders viel Wasser aufnehmen. Bei verätzter Speiseröhre muss eine Weile Schonkost verabreicht werden.

Vergiftungen beim Hund vorbeugen

Umsichtige Tierhalter werden Gifte so gut wie eben möglich vom Hund fernhalten.
Es muss im eigenen Garten nicht immer die besonders attraktiv blühende Giftpflanze sein. Achtsamkeit im Umgang mit den Hund kann dem Tier im Fall einer Vergiftung das Leben retten, gute Erziehung ebenfalls. Gegen bösartige Menschen, die gezielt Köder mit Gift für Hunde auslegen, kann man wenig tun. Gelingt es allerdings den Hund frühzeitig so zu erziehen, dass er kein Fressen aufnimmt, das nicht aus der Hand des Halters stammt, verliert auch diese Gefahr etwas von ihrem Schrecken.

Quellen

Autorinbild
Autor: Thomas

Etwa 8 Mio. Hunde leben in deutschen Haushalten - gesorgt wird sich um die Vierbeiner wie um das eigene Kind. Mit dieser Seite möchte ich euch gern leicht verständliche Informationen rund um die Hundegesundheit zur Verfügung stellen. Zur Seite steht mir eine Tierheilpraktikerin, die das ganze fachlich abrundet.