Sport und Bewegung mit Hunden

Bewegung und sportliche Aktivitäten sind gesund und stellen für Hund und Besitzer eine Bereicherung ihres Alltags dar. Gemeinsame Erfolgserlebnisse stärken die Bindung zueinander und wirken durch Langeweile verursachten Verhaltensauffälligkeiten entgegen.

Jedem das Seine

Nicht alle Hunde sind uneingeschränkt für jede Art von sportlicher Betätigung geeignet. So wird ein Chihuahua kaum über die nötige Energie und Ausdauer verfügen, um seinen Besitzer beim Joggen oder Radfahren zu begleiten, bei einem behäbigen Bernhardiner hält sich die Freude über das Überspringen von Hindernissen beim Agility vermutlich in Grenzen.

Hundesport hat nur dann einen positiven Effekt, wenn der Hund entsprechend seiner individuellen Vorlieben gefördert wird. Oftmals zeichnen sich diese bereits im gemeinsamen Spiel oder bei Ausflügen in der freien Natur ab - ist der Besitzer unsicher, welche Art von Beschäftigung zu ihm und seinem Hund passt, hilft oft der Besuch einer Hundeschule oder eines Hundevereins weiter. Häufig werden Schnupperstunden angeboten, in denen verschiedene Aktivitäten ausprobiert werden können.

Körperliche Fitness ist eine Grundvoraussetzung für alle Arten von Hundesport: Im Zweifelsfall sollte der Tierarzt abklären, ob Herz-Kreislauferkrankungen vorliegen und der Bewegungsapparat des Hundes sportlichen Betätigungen gewachsen ist.

Hundesport Disziplinen

Agility

Agility, wörtlich übersetzt "Beweglichkeit", zählt weltweit zu den bekanntesten und beliebtesten Hundesportarten. Dabei muss ein Parcours mit unterschiedlichen Hindernissen wie Hürden, Slalom, Wippe, Tunnel, Reifen und Laufsteg in einer festgelegten Reihenfolge überwunden werden.

Der Hundeführer hat die Aufgabe, dem Hund nur durch Handzeichen und Kommandos den Weg zu weisen - weder das Tier noch die Hindernisse dürfen berührt werden. Bei Turnieren wird sowohl das fehlerfreie Durchlaufen des Parcours als auch die dafür benötigte Zeit bewertet, im "Freizeitsport" steht der Spaß an der Bewegung im Vordergrund.

Das Beherrschen der Grundkommandos und eine gute Zusammenarbeit von Mensch und Hund sind Voraussetzungen für ein erfolgreiches Agility-Training, darüber hinaus gibt es wenige Einschränkungen: Nur sehr große, schwere Hunde und Vierbeiner, die zu Gelenk- und Rückenproblemen leiden, sollten besser eine andere Sportart ausüben. Über körperliche Fitness und eine gute Konzentrationsfähigkeit muss auch der Besitzer verfügen: Sehr motivierte Vierbeiner bringen ihren "Teamchef" ansonsten sehr schnell an die Grenze seiner Leistungsfähigkeit.

Obedience

Obedience leitet sich vom englischen Begriff für "Gehorsam" ab. Anders als der Name vermuten lässt, geht es in dieser Hundesportart nicht um bedingungslose Unterordnung, sondern um Teamarbeit - eine perfekte Kommunikation und großes Vertrauen zwischen Mensch und Hund sind Voraussetzung für das Gelingen der Übungen.

Zusätzlich zu den aus der Begleithundeprüfung bekannten Gehorsamsübungen werden unter anderem auch Apportieren, Positionswechsel auf Distanz und Sozialverträglichkeit mit anderen Hunden bewertet. Obedience stellt keine besonderen Ansprüche an die körperliche Fitness und kann daher von Vierbeinern aller Altersgruppen ausgeübt werden, die bereits über eine solide Grunderziehung verfügen.

In Turnieren wird auf physische Einschränkungen der Teilnehmer bei der Bewertung Rücksicht genommen, auch eine Behinderung von Hundeführer oder Hund steht daher einem erfolgreichen Wettbewerb nicht im Wege.

Flyball

Flyball ist eine Mannschaftssportart, bei der zwei aus jeweils vier Hund-Mensch-Teams bestehende Mannschaften gegeneinander antreten.

Die Aufgabe des Hundes ist es, zuerst vier Hürden zu überwinden, mit der Pfote den Auslöser der Flyballmaschine zu betätigen, den Ball zu fangen und mit diesem über die Hürden ins Ziel zu laufen. Die Sportart ist für alle aktiven, gesunden Hunde geeignet, die Spaß am Apportieren haben - damit die Freude am Wettbewerb nicht durch "Kampfhandlungen" getrübt wird, sollte der Vierbeiner mit Artgenossen gut verträglich sein.

Dog Frisbee

Beim Dog Frisbee soll der Hund eine Frisbee-Scheibe aus der Luft zu fangen - Fortgeschrittene bauen dabei weitere Elemente wie etwa Sprünge über den Körper des Besitzers ein.

Dog Frisbee eignet sich für agile Hunde, die gerne apportieren und über gesunde Gelenke verfügen. Für die Ausübung ist keine Mitgliedschaft in einem Verein nötig: Es kann jederzeit im eigenen Garten oder auf einer Wiese trainiert werden.

Um das Verletzungsrisiko für den Hund so gering wie möglich zu halten, sollte sich der Besitzer vor Beginn einige Grundkenntnisse in Bezug auf gelenkschonende Sprungtechniken und Bewegungsabläufe aneignen. Auch das Werfen des Frisbees will gelernt sein! Verwendet werden sollten dabei nur spezielle Hunde-Frisbees, die nicht splittern und vom Hund leicht zu greifen sind.

Dogdancing

Dogdancing entwickelte sich aus den als "Obedience" bekannten Gehorsams-Wettbewerben. Elemente aus dem Unterordnungstraining werden dabei mit diversen Kunststücken zu einer Choreographie zusammengestellt und mit musikalischer Untermalung dargeboten.

Tempo und Schwierigkeitsgrad können individuell auf Temperament und Fähigkeiten der Tanzpartner abgestimmt werden - die Sportart ist daher für nahezu alle Hunde geeignet, deren Besitzer Spaß an der Bewegung zur Musik haben.

Der Hund lernt dabei, sehr genau auf die Körpersprache des Menschen zu achten, was sich positiv auf die Bindung zueinander auswirkt. Eine gute Vertrauensbasis sollte schon vor Beginn des Trainings gegeben sein, damit der Vierbeiner bereit ist, sich auf die enge Zusammenarbeit mit dem Menschen einzulassen - der menschliche Part des Tanzpaares sollte dafür ein gewisses Maß an Taktgefühl, Kreativität und Geduld mitbringen.

Dogdancing kann sowohl im Verein als auch zu Hause im Wohnzimmer ausgeübt werden, auch als Wettkampfsport wird der "Tanz mit dem Hund" immer beliebter.

Mantrailing

Mantrailing bezeichnet das Verfolgen einer individuellen Duftspur, um eine vermisste Person zu finden. Anders als bei der Fährtenarbeit orientiert sich der Hund dabei nicht nur an der Spur am Boden, sondern nimmt Geruchspartikel auch in der Luft wahr.

Als "Mantrailer" ausgebildete Hunde werden vorwiegend im Rettungsdienst eingesetzt, inzwischen gewinnt das Mantrailing aber auch als Freizeitbetätigung immer mehr an Bedeutung. Geeignet ist diese Art der Beschäftigung vor allem für Hunde, die Nasenarbeit lieben. Ebenso sollte der Vierbeiner über eine gute Kondition und Konzentrationsfähigkeit verfügen und einer einmal aufgenommenen Spur unbeirrbar nachgehen.

Rasse, Alter und Größe des Hundes spielen im Freizeitbereich eine untergeordnete Rolle. Auch der Hundeführer muss körperlich fit sein, den Hund gut beobachten können und bereit sein, ihm die Führung zu überlassen. Das Training findet in der Regel im Team statt und kann mehrere Stunden (mit Pausen) dauern - ein gewisser Zeitaufwand sollte also einkalkuliert werden.

Dummytraining

Das Dummytraining ist Teil der Jagdhund-Ausbildung und dient dem jagdgerechten Apportieren der Jagdbeute, die durch eine Attrappe ("Dummy") ersetzt wird.

Heute werden dafür meist mit Kunststoffgranulat gefüllte Rollen verwendet, die mit einem Wurfband versehen und in der Regel schwimmfähig sind. Auch außerhalb des jagdlichen Bereiches stellt die Dummyarbeit für apportierfreudige Hunde - insbesondere Retriever - eine willkommene Freizeitbeschäftigung dar, die Geist und Körper fordert.

Dabei geht es nicht nur darum, den Dummy zu werfen und wieder zurückbringen zu lassen: Die Beuteattrappe kann auch versteckt werden, der Hundeführer dirigiert danach den Hund durch Rufe und Sichtzeichen in die Nähe des Dummys. Voraussetzung für die Dummyarbeit ist außer der Freude am Apportieren nur ein guter Grundgehorsam, damit der Hund sicher gelenkt werden kann und die "Beute" zuverlässig zum Besitzer zurückbringt.

Turnierhundesport

Beim Turnierhundesport sind Hund und Hundeführer gleichermaßen gefordert: In Einzel- und Mannschaftswettkämpfen messen sie sich in verschiedenen Disziplinen, die sowohl körperliche Leistungsfähigkeit als auch einen zuverlässigen Grundgehorsam voraussetzen. Die "Königsdisziplin" stellt dabei der aus Gehorsamsübung, Hürdenlauf, Slalomlauf und Hindernislauf bestehende Vierkampf dar.

Eine weitere Herausforderung ist der Combinations Speed Cup (CSC), bei dem ein Parcours aus verschiedenen Hindernissen überwunden werden muss. Ausdauernde Mensch-Hund-Teams wagen sich an den Geländelauf über 2.000 oder 5.000 Meter. Der Turnierhundesport ist für gesunde ausgewachsene Hunde aller Rassen geeignet, Voraussetzung dafür ist die bestandene Begleithundeprüfung.

Hundeyoga (Doga)

Beim Hundeyoga versuchen sich Hund und Mensch gemeinsam an bestimmten Körperhaltungen und Entspannungsübungen - die gemeinsamen Yogaeinheiten sollen das Zusammengehörigkeitsgefühl stärken und stressbedingten Erkrankungen entgegenwirken.

Einige Dehn- und Streckpositionen des traditionellen Yogas kommen bereits in arttypischen Bewegungsabläufen des Hundes vor, andere kann er mit Unterstützung des Besitzers erlernen. Massagen für den Vierbeiner und Atemübungen des Menschen sind ebenfalls Bestandteil einer Übungsstunde.

Hundeyoga ist allerdings nicht für alle Vierbeiner geeignet: Da die Übungen immer in der Gruppe stattfinden, muss der Hund mit Artgenossen verträglich sein und über längere Zeit stillhalten können - Störungen durch bellende oder sehr "hibbelige" Vierbeiner werden nicht gern gesehen.

Der Hund als sportlicher Begleiter

Wer mit seinem Vierbeiner keinen reinen Hundesport ausüben, sich aber dennoch sportlich betätigen möchte, findet in vielen Hunden einen begeisterten Begleiter beim Joggen, Radfahren oder Inline-Skaten.

Voraussetzung dafür ist eine gute Leinenführigkeit und das zuverlässige Befolgen der Grundkommandos, außerdem muss der Hund der Ausdauerbelastung gewachsen sein. Energiegeladene Hütehunde wie etwa der Border Collie, viele Jagdhunde, aber auch der lauffreudige Dalmatiner finden besonderen Gefallen daran, mit ihrem Menschen lange Strecken im Laufschritt zurückzulegen - grundsätzlich sind Hunde mittelgroßer Rassen besser für Ausdauersport geeignet als sehr kleine oder große und schwere Vierbeiner.

Wie auch beim Menschen muss die Belastung langsam gesteigert und auf die individuelle Kondition des Hundes abgestimmt werden: Der Spaß an der Bewegung ist dabei wichtiger als sportlicher Ehrgeiz.

Um Schäden an der Wirbelsäule des Vierbeiners zu vermeiden, sollte er bei allen Ausdauersportarten ein Brustgeschirr statt einer Leine tragen. Am Fahrrad sorgen Abstandhalter und eine spezielle Fahrradleine für die Sicherheit von Mensch und Hund.

Gesundheit geht vor

Regelmäßige sportliche Bewegung hat einen positiven Effekt auf Geist und Körper, übertriebener Eifer kann allerdings mehr schaden als nutzen.

Ein verantwortungsvoller Hundehalter achtet daher sehr genau auf seinen Vierbeiner und fordert ihn nicht mehr, als es sein körperlicher Zustand zulässt. Fühlt sich ein Hund nicht wohl, muss das Training ausfallen - im Zweifelsfall entscheidet der Tierarzt, ob und wie stark ein unpässlicher Hund belastet werden darf.

Da Hunde kaum schwitzen können, ist sportliche Betätigung bei großer Hitze für sie eine Qual - das Laufen auf heißem Asphalt kann zudem Verbrennungen an den Pfoten verursachen. An heißen Sommertagen finden Aktivitäten daher besser am frühen Morgen oder in den kühlen Abendstunden statt, viele Hundeschulen und -vereine passen in der warmen Jahreszeit ihre Trainingszeiten entsprechend an.

Aber auch Hundesport im strömenden Regen empfinden viele Vierbeiner als unangenehm, empfindliche Hunde können sich dabei sogar eine Erkältung einfangen. Die Rutschgefahr auf einem nassen Parcours etwa beim Agility darf ebenfalls nicht unterschätzt werden!

Zunehmendes Lebensalter macht sich auch beim Hund mit nachlassender Leistungsfähigkeit und höherer Verletzungsanfälligkeit bemerkbar: Hier muss der Tierhalter den Hund gut beobachten und die Trainingsintensität entsprechend anpassen - in manchen Fällen kann auch der Wechsel zu einer ruhigeren Aktivität sinnvoll sein.

Literaturempfehlung / Quellen

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Autorin Regine Schineis

"Ein Leben ohne Tiere ist möglich, aber sinnlos." So lautet das Lebensmotto der Tierpsychologin und Autorin Regine Schineis, die gemeinsam mit Mann und Tieren in der Steiermark zu Hause ist.