Niereninsuffizienz beim Hund

Wenn Tierärzte von einer Niereninsuffizienz sprechen, meinen sie eine Funktionsschwäche der Niere. Im schlimmsten Fall kann es dabei am Ende zu einem Versagen der Nierenfunktion kommen. Es gibt verschiedene Formen und Schweregrade der Niereninsuffizienz. Daran richtet sich auch eine mögliche Behandlung aus. Die Niereninsuffizienz ist ein weit verbreitetes Leiden. Manche Experten halten sie für die Todesursache Nr. 1 bei Hunden und Katzen. Genaue Zahlen gibt es nicht. Allerdings ist zumindest bei Hundesenioren die Niereninsuffizienz statistisch erfasst die zweithäufigste Todesursache.

Was ist eine Niereninsuffizienz?

Um die Nierenschwäche zu verstehen, ist das allgemeine Verständnis für die Funktion der Nieren im tierischen Organismus wichtig. Die Nieren sind neben der Leber die wichtigen inneren Filter- und Entgiftungsorgane. Nieren arbeiten dabei in mehrere Richtungen. Zum einen filtern sie diverse Giftstoffe aus dem Blut heraus. Zum anderen gewinnen sie Salze und Wasser für den Körper. Mit dem Urin werden die Giftstoffe nach dem Filterprozess ausgeschwemmt. Über die Salze haben die Nieren unter anderem auch einen großen Anteil an der Blutdruckregulation. Zusammengefasst haben die Nieren unter anderem die folgenden Aufgaben zu erfüllen:

  • Sie scheiden Stoffwechselschlacken und hier speziell Abbauprodukte des Eiweißstoffwechsels aus.
  • Sie regulieren das Elektrolyt- und Säure-Basen-Gleichgewicht und den Blutdruck.
  • Sie bilden Erythropoetin zur Herstellung von roten Blutkörperchen.

Bei einer Niereninsuffizienz erfüllen die Nieren ihren Aufgaben nicht mehr vollumfänglich. Es kann dazu kommen, dass Giftstoffe nicht in ausreichendem Maße ausgeschwemmt werden. Hier drohen eine Harnvergiftung und mit steigendem Wasserverlust des Körpers eine Austrocknung. Medizinisch bezeichnet man die Harnvergiftung auch als sogenannte Urämie. Diese Urämie kann andere Organe in Mitleidenschaft ziehen. Schreitet eine Niereninsuffizienz nicht behandelt fort, kann es auch zur Nierenzirrhose kommen, wobei die Nieren schrumpfen.

Symptome einer Niereninsuffizienz beim Hund

Problematisch beim Erkennen einer Nierenschwäche ist, dass die Symptome zunächst sehr unspezifisch sein können. Wird der Ernst der Erkrankung offenbar, ist die Entwicklung in aller Regel schon weiter fortgeschritten. Oft sind gravierende Symptome erst dann auffällig, wenn bereits 75 Prozent des Nierengewebes zerstört sind.

Leitsymptom einer beginnenden Nierenschwäche ist vor allem vermehrter Durst bei den betroffenen Tieren.

Es können außerdem

  • Abgeschlagenheit, Mattigkeit und allgemeine Apathie
  • unerklärbarer Gewichtsverlust
  • Durchfall und Erbrechen
  • struppiges Fell
  • Appetitlosigkeit
  • Fieber
  • Maulgeruch nach Urin
  • Schmerzen im Nierenbereich mit gekrümmten Rücken
  • Augenlinsentrübungen
  • Lidentzündungen am Augen
  • Entzündungen an Schleimhäuten wie Gastritis und Stomatitis
  • Unsauberkeit
  • dunkel gefärbter Kot
  • Krampfanfälle

hinzutreten.

Der Harn kann seine Farbe und Textur verändern, weil Blut und Eiter hinzukommen. Bei plötzlichen auftretenden Nierenschwächen zum Beispiel nach einer Vergiftung oder dem Erreichen eines späten Stadiums der Nierenschwäche zeigen die Hunde einen gekrümmten Rücken und ein gesteigertes Bedürfnis, sich draußen zu erleichtern. Dabei ist der Harnabsatz jedoch eingeschränkt, oder es kommt sogar zu einem vollständigen Harnverhalt. Hier liegt dann oft eine Nierenentzündung in akuter Form vor. Nicht immer aber durchlaufen Nierenschwächen ein akutes Stadium.

Formen der Niereninsuffizienz beim Hund

Es werden chronische und akute Nierenschwächen unterschieden. Dabei kann auch eine akute in eine chronische Form übergehen. Weiterhin kann man Nierenschwächen auch danach differenzieren, ob sie offensichtlich ohne erkennbare Ursache auftreten (ideopathisch) oder sekundär als Folge einer anderen Krankheit wie zum Beispiel Diabetes.

Ursachen für eine Niereninsuffizienz bei Hunden

Bei der chronischen Nierenschwäche (CNI) sind vor allem folgende Ursachen bekannt:

  • angeborene Nierendefekte wie Zystennieren oder Nierendysplasien
  • bei einigen Rassen erblich bedingte, häufiger auftretende Nierenerkrankungen - sogenannte familiäre Nephropathien
  • Tumore und Nierensteine
  • Immundefekte wie Lupus erythematodes
  • Entzündungen
  • ideopathisch ohne erkennbare Ursache
  • Eiweißablagerungen (Amyloidose)

Akute Nierenschwäche haben häufig folgende Ursachen:

  • Verstopfungen der harnableitenden Wege
  • Störungen im Herz-Kreislauf-System durch Schock, starken Blutverlust, Herzerkrankungen oder Austrocknung
  • Schwere Entzündungen und Blutvergiftungen
  • Vergiftungen mit nierenschädigenden Giften oder Medikamenten (Blei, Quecksilber, Pestizide, Lösungs- und Frostschutzmittel)
  • Schlechte Durchblutung der Niere bei einer Narkose
  • Fieber
  • Temperaturextreme wie starke Hitze oder extreme Kälte
  • Infektionserkrankungen durch bestimmte Viren wie Leptospirose

Welche Tiere und Rassen sind von einer Niereninsuffizienz überdurchschnittlich oft betroffen?

Cockerspaniel, Terrier (Wheaten, Cairn, West Highland) , Beagle, Chow-Chow, Dobermann, Golden Retriever, Berner Sennenhund, Rottweiler und Bullterrier können schon in jungen Jahren erblich bedingt eine Nierenschwäche entwickeln, die unbehandelt fortschreitet. Der Shar Pei entwickelt über das erblich bedingte Shar Pei Fieber (FSF) häufig durch Eiweißablagerungen eine Niereninsuffizienz - meist in einem Alter von 6 Jahren. Daneben leiden viele ältere Hunde ab einem Alter von 6-8 Jahren an einer fortschreitenden Nierenschwäche ohne erkennbare Ursache - man spricht hier von einer chronischen, generalisierten Niereninsuffizienz.

Diagnose der Niereninsuffizienz beim Hund

Dem Tierarzt stehen verschiedene Möglichkeiten zur Erkennung einer Nierenschwäche zur Verfügung. Bestimmte Wert im Blut wie Kreatin und Harnstoff sind verändert, wenn Niereninsuffizienz vorliegt. Eine frühe Diagnostik erlaubt die Bestimmung des spezifischen Harngewichts (SHG). Auch der Ultraschall ist ein unverzichtbares Hilfsmittel, um Veränderungen an den Nieren selbst sichtbar zu machen. Röntgenaufnahmen und eine Entnahme von Nierengewebe (Biopsie) können die Diagnostik ergänzen.

Behandlung von Nierenschwäche beim Hund

Es muss Ziel einer jeden Maßnahme sein, das Fortschreiten der Niereninsuffizienz zu verhindern oder zumindest zu verlangsamen.
Es soll so lange wie möglich noch gesundes Nierengewebe erhalten bleiben. Da bei Nierenschwäche vor allem der Natrium- und Eiweißstoffwechsel über die Nieren gestört wird, muss mit der Ernährung auf die Nieren eingewirkt werden. Nierendiäten sind hier vor allem salzarm und in ihrem Protein- und Phosphorgehalt eingeschränkt.
Infusionen können die Nierenfunktion unterstützen, müssen dazu aber annähernd täglich verabreicht werden. Es muss uneingeschränkt Wasser für das Tier zur Verfügung stehen. Bei einer akuten Niereninsuffizienz muss konsequent entzündungshemmend behandelt werden, um den Übergang in das chronische Krankheitsbild zu unterbinden. Unter Umständen verabreichen Tierärzte auch ACE-Hemmer für den Blutdruck bei Niereninsuffizienz. Die Vitamine C und die der B-Familie müssen gegebenenfalls zusätzlich zugeführt werden, weil bei Nierenschwäche deren Bildung (Vitamin C beim Hund), Aufnahme und auch Verstoffwechselung gestört sein kann.

Naturheilkundliche Ansätze bei der Therapie von Nierenschwächen beim Hund

Manche Tierheilpraktiker und auch entsprechend spezialisierte Veterinäre behandeln mit verschieden Kräuterzusätzen und auch homöopathisch bei Nierenschwächen. Aufgrund der Schwere der Erkrankung ist Haltern hier allerdings von Selbstversuchen abzuraten. Bei den Pflanzen wird oft die in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) bekannte Pflanze Rehmannia eingesetzt. Homöopathisch wird es hier um eine Konstitutionsbehandlung des Hundes gehen, bei dem ein Mittel gesucht wird, dass speziell für diesen Hund passend ist. Es gibt deshalb hier keine allgemeinen Empfehlungen für Präparate.

Weitere Verhaltensmaßregeln bei nierenkranken Hunden

Hunde mit eingeschränkter Nierenfunktion sind stressanfälliger als gesunde Artgenossen. Sie profitieren von ruhigen Lebensumständen und viel Zuwendung. Aufmerksamkeit ist seitens der Halter unabdingbar, um Verschlechterungen der Erkrankung rechtzeitig zu erkennen. Regelmäßige Tierarztbesuche sind wichtig.

Prognose bei Niereninsuffizienz

Sie ist sehr abhängig davon, wie weit die Erkrankung fortgeschritten ist.
Wird die Niereninsuffizienz zu spät erkannt, sind unter Umständen keine Besserung und Behandlung mehr möglich. Dagegen können frühzeitig auf eine Nierendiät eingestellte Tiere ihr normales Lebensalter erreichen.

Kann man Nierenschwächen beim Hund vorbeugen?

Das ist nur bedingt möglich. Bei erblich bedingten Anlagen kann die Erkrankung oft nicht ganz unterbunden werden. Allerdings sind vor allem Hundealter älterer Tiere gut beraten, den Zustand der Niere auch ohne Krankheitsanzeichen turnusmäßig untersuchen zu lassen. Je früher ein Nierenleiden erkannt wird, desto besser ist die Prognose und je höher ist die restliche Lebenserwartung des betroffenen Hundes.

Quellen

Autorinbild
Autor: Thomas

Etwa 8 Mio. Hunde leben in deutschen Haushalten - gesorgt wird sich um die Vierbeiner wie um das eigene Kind. Mit dieser Seite möchte ich euch gern leicht verständliche Informationen rund um die Hundegesundheit zur Verfügung stellen. Zur Seite steht mir eine Tierheilpraktikerin, die das ganze fachlich abrundet.