Demenz bei Hunden

Auch Hunde können an verschiedenen Formen einer Demenz erkranken. Mediziner sowie Tiermediziner verstehen unter einer Demenz ein psychiatrisches Krankheitsbild, welches unterschiedliche degenerative und nicht degenerative Erkrankungen des Gehirns umfasst. Die Bezeichnung geht zurück auf den lateinischen Begriff dementia, was so viel bedeutet wie "ohne Verstand". Die steigende Lebenserwartung vieler Hunde führt heute vielfach zu besonderen Formen speziell der Altersdemenz.

Demenz - was ist das?

Allgemein gesprochen ist eine Demenz ein Zustand, bei der kognitive, emotionale und soziale Fähigkeiten beeinträchtigt werden. Das führt bei Hunden insbesondere zu Veränderungen im Verhalten zum Beispiel in Bezug auf vorher erlernte Fähigkeiten.

Die Ursachen einer Demenz bei Hunden

Sehr häufig steht das Lebensalter bei Hunden im Zusammenhang mit der einen oder anderen möglichen Form von Demenz. Das sogenannte kognitive Dysfunktionssyndrom ähnelt der Alzheimer-Erkrankung bei Menschen und stellt die bei weitem aggressivste Art dementer Symptombilder dar. Man spricht in diesem Kontext von Hunde-Alzheimer. Dieser Vergleich ist durchaus zutreffend, da es ähnlich wie bei der Humanform der Alzheimer-Erkrankung im Gehirn des Hundes zu Ablagerungen bestimmter Plaques kommt. Die genauen Ursachen sind so wie beim Menschen bisher noch wenig erforscht. Tatsache ist aber, dass Hunde-Alzheimer relativ häufig bei Hunden über 7 Jahren auftritt.

Es gibt viele andere Formen der Demenz, die allerdings bisher ebenso wenig wie Hunde-Alzheimer nicht abschließend erforscht worden sind. Fast allen Formen der Hundedemenz ist gemeinsam, dass sie im Regelfall nicht reversibel sind. Im Gegenteil, größtenteils schreitet die Demenz weiter fort und äußert sich in einer schrittweise Verschlimmerung der entsprechenden Symptome. Im Folgenden wird es schwerpunktmäßig um Hunde-Alzheimer gehen.

Hunde-Alzheimer oder kognitives Dysfunktionssyndrom

Viele Umstände von Hunde-Alzheimer sind noch ungeklärt. Es ist nach jetzigem Wissensstand nicht auszuschließen, dass es bestimmte genetische Dispositionen gibt. Diese könnten sich auch an bestimmten Rassen festmachen, was allerdings noch nicht bewiesen werden konnte. Einige wissenschaftliche Untersuchungen kamen zu dem Ergebnis, dass weibliche und kastrierte Hunde häufiger von dieser Form der Hundedemenz betroffen sind als männliche sowie nicht kastrierte Tiere.

Symptome der Hundedemenz (Hunde-Alzheimer)

Die Ärzte fassen die Leitsymptome von Hunde-Alzheimer in 5 Gruppen zusammen. Diese Form der Demenz hat Auswirkungen auf

  1. den Orientierungssinn.
  2. die Interaktion mit Menschen und anderen Tieren.
  3. auf das Schlaf-Wachverhalten.
  4. auf die Stubenreinheit.
  5. auf eine allgemein veränderte Aktivität.

Man kann diese Symptome auch so beschreiben:
Betroffene Hunde verlieren häufig ihren Orientierungssinn. Sie wissen also nicht mehr, wo sie sich befinden, selbst wenn sie in ihrer gewohnten Umgebung sind. Viele Tiere erkennen ihnen bekannte Menschen oder Tiere plötzlich nicht wieder. Es kommt auch vor, dass an Hunde-Alzheimer erkrankte Hunde nicht zu den üblichen Zeiten schlafen oder wach sind. Entweder sie schlafen wesentlich mehr als vorher oder sie sind zur Unzeit hyperaktiv, wobei sich Phasen von Schlaf und Überaktivität abwechseln. Viele betroffene Tiere sind nicht mehr stubenrein. Man beobachtet vielfach auch ein verändertes Verhalten in der Aktivität und seltsam anmutende Verhaltensweisen, die nicht erklärbar sind. So kann es vorkommen, dass der erkrankte Hund nicht mehr auf Aufforderungen zum Spiel reagiert. Auch die Mimik des Tieres kann völlig verändert sein, Gesichter vorher ausdrucksstarker Hunde sind plötzlich ausdruckslos. Vielleicht geht ein Hund im Kreis oder versteckt sich hinter Möbeln oder will plötzlich bestimmte Plätze nicht mehr aufsuchen. Fast alle Symptome deuten darauf hin, dass ähnlich wie bei der humanen Alzheimer das an Demenz erkrankte Tier an Gedächtnisverlust leidet. Es kann vielleicht sein, dass der demente Hund nicht mehr weiß, wo sein Wassernapf steht, obwohl dieser seit über 10 Jahren an derselben Stelle aufgesucht wurde. Viele demente Hunde zeigen auch ein verändertes Fress-und Appetitverhalten.

Insgesamt ist die Bandbreite an Symptomen groß und auch recht individuell in der Ausprägung.

Diagnose der Hunde-Alzheimer

Die Diagnostik des senilen kognitiven Dysfunktionssyndroms stellt den Tierarzt regelmäßig vor große Herausforderungen. Das hat damit zu tun, dass eine Abgrenzung zwischen annähernd normalen Alterserscheinungen und einer echten senilen Demenz nicht einfach ist. Auch nicht an Hunde-Alzheimer erkrankte, ältere Hunde können Ausfallserscheinungen im kognitiven Bereich zeigen. Diese beruhen unter anderem darauf, dass im Alter die verschiedenen Sinne wie das Augenlicht und das Gehör nachlassen, so dass sich das Verhalten und die Auffassungsgabe des Hundes verändern. Weiterhin ist es selbstverständlich auch möglich, dass das ältere Tier vermehrt unter Schmerzen zum Beispiel aufgrund von einer Arthrose leidet. Auch bei diesen Schmerzzuständen kommt es zu Symptomen wie Antriebslosigkeit oder einer ausbleibenden Reaktion auf eine Spiel-Aufforderung.

Viele Veterinäre gehen deshalb bei der Diagnostik schrittweise vor. Liegt eine ausgeprägte Hunde-Alzheimer vor, wird sich der Zustand von Monat zu Monat verschlechtern. Dabei liegt der Schwerpunkt insbesondere auf dem Symptom der Desorientiertheit. Besteht also der Verdacht, dass ein Hund an einem kognitiven Dysfunktionssyndrom erkrankt ist, kann man bei regelmäßigen monatlichen Vorstellungen in der Tierarztpraxis recht gut feststellen, wenn hier rapide Verschlechterungen auftreten. Das ist ein deutlicher Hinweis auf Hunde-Alzheimer.

Therapie der Demenz beim Hund

Halter von dementen Hunden müssen Folgendes verstehen:
Das kognitive Dysfunktionssyndrom ist eine schwere, am Ende unheilbare degenerative Erkrankung des Gehirns. Eine Therapie läuft deshalb darauf hinaus, die entsprechenden Ausfallsprozesse zu verlangsamen und die Lebensqualität des erkrankten Tieres so lange wie möglich zu erhalten.

Tiermediziner arbeiten mit verschiedenen Psychopharmaka, sogenannten Monoaminooxidase (MAO)-Hemmer. Ein typisches Markenpräparat in diesem Segment ist zum Beispiel Selgian®.

Weiterhin werden Futterergänzungen eingesetzt, die mit pflanzlichen und anderen natürlichen Substanzen auf die Gedächtnisleistung des Hundes einwirken sollen. Bewährte Stoffe in diesem Bereich sind zum Beispiel Phosphatidylserin, Ginkgo biloba und das Coenzym Q 10. Auch L-Acetyl-Carnitin wird gern verabreicht. Bekannte Markennamen für übliche Futterergänzungen sind etwa Aktivatit® und Senilife®.

Gerade, weil es so schwierig ist, eine abschließende Diagnose zu stellen, ist ein früher Therapie-Beginn besonders wichtig. Je früher die aggressive Form der Demenz behandelt wird, desto erfolgreicher wird der Versuch sein, den Verlauf der Krankheit hinauszuzögern.

Homöopathie und Naturheilverfahren

Möglicherweise kann mit einer homöopathischen Konstitutionsbehandlung ebenfalls auf die Demenz eingewirkt werden. Es können allerdings angesichts der Schwere der Erkrankung keine allgemeinen Empfehlungen für bestimmte homöopathische Mittel ausgesprochen werden. Die Behandlung gehört hier in die Hände eines erfahrenen Tierhomöopathen oder eines homöopathisch fortgebildeten Tierarztes. Dieser muss das eine, spezielle homöopathische Mittel für den individuellen Fall finden.

Abgesehen von den bereits genannten natürlichen Stoffen wie Ginkgo biloba gibt es nur wenige Erfahrungswerte, naturheilkundlich den Verlauf der Hunde-Alzheimer positiv zu beeinflussen.

Ernährung und Demenz

Ein Futtermittelhersteller bietet ein Spezialfutter für demente Hunde an. Es handelt sich um Hill's b/d®. Dieses Futter ist besonders reich an Antioxidantien. Entsprechende Studien des Herstellers bescheinigen ihm eine gewisse Wirksamkeit, auf das Fortschreiten der Demenz verlangsamend mildernd einzuwirken. Hundehalter sollten sich vor der Anwendung entsprechend von ihrem Tierarzt beraten lassen.

Es lässt sich vorsichtig sagen, dass eine Ernährung, die reich an Antioxidantien ist, sich zumindest nicht negativ auf den dementen Zustand auswirkt. Antioxidantien sind Stoffe, die freie Radikale bekämpfen. Sogenannte freie Radikale sind sehr aggressive Sauerstoffmoleküle, die zellschädigend wirken. Obwohl die genauen Zusammenhänge noch nicht erforscht sind, gehen Wissenschaftler heute vielfach davon aus, dass freie Radikale für viele negative sowie vor allem degenerative Prozesse im gesamten Organismus verantwortlich sind. Insoweit lässt sich auch ein Zusammenhang zu degenerativen Prozessen im Gehirn herstellen.

Verhaltensmaßnahmen bei der Hundedemenz

Erfahrungswerte zeigen, dass man gerade bei einer beginnenden Hunde-Alzheimer mit bestimmten Verhaltenstechniken positiv auf die Erkrankung einwirken kann. Der betroffene Hund sollte weiterhin geistig in einem bestimmten Maße gefordert werden, indem er beschäftigt und auch dazu motiviert wird, noch etwas Neues zu lernen. Man sollte also bei Spaziergängen durchaus einmal von den gewohnten Wegen abweichen und dem Tier neues Spielzeug anbieten, zum Beispiel raffiniertes Futterspielzeug. Auch die Gesellschaft von anderen Hunden ist wichtig.

Vorbeugung der Hunde-Alzheimer

Da die komplexen Zusammenhänge des kognitiven Dysfunktionssyndroms weitestgehend ungeklärt sind, kann man nur sehr allgemeine vorbeugende Maßnahmen gegen die Demenz beim Hund beschreiben. Sicherlich ist es allgemein wichtig, dass auch der ältere Hund geistig und körperlich ausgelastet wird. Möglicherweise ist auch eine artgerechte Hundeernährung, die reich an entsprechenden Vitalstoffen ist, der Vermeidung der besonders aggressiven Demenzform beim Hund zuträglich. Wichtig ist schließlich, achtsam, liebevoll und aufmerksam gerade mit dem älteren Hund umzugehen, damit Hunde-Alzheimer entsprechend frühzeitig diagnostiziert und behandelt werden kann.

Folgen der Nichtbehandlung

Wer Hunde-Alzheimer bei seinem Hund ignoriert, fügt dem Tier schweres Leiden zu. Auch wenn man Hunde nicht vermenschlichen darf, ist davon auszugehen, dass diese aggressive Demenzform beim Menschen wie beim Hund zu inneren Prozessen führt, die mit viel Angst und Schmerz verbunden sind. Die meisten Hunde wollen ihrem Halter gefallen und leiden beispielsweise sehr darunter, dass sie nicht mehr stubenrein sind.

Schlimm ist es auch, wenn der Hundehalter kein Verständnis für die Erkrankung des Tieres aufbringt und ihn möglicherweise für das veränderte Verhalten bestrafen will. Wer sich seiner Verantwortung als Hundehalter bewusst ist, sollte auch am Ende eines Hundelebens die entsprechende, manchmal als Last empfundene Zeit im Umgang mit einem dementen Tier tragen. Das betrifft sowohl die leichten Formen einer altersbedingten nachlassenden Leistung des Gehirns wie die aggressive Hunde-Alzheimer Erkrankung. Dazu gehören Geduld, Liebe und Einfühlungsvermögen sowie die Achtsamkeit gegenüber potentiellen Veränderungen im Verhalten des Tieres. Hunde können ihre Angst und Verwirrung nicht artikulieren. Der Halter ist deshalb auf seine Beobachtungen in Bezug auf Verhaltensänderungen angewiesen.

Quellen

Autorinbild
Autor: Thomas

Etwa 8 Mio. Hunde leben in deutschen Haushalten - gesorgt wird sich um die Vierbeiner wie um das eigene Kind. Mit dieser Seite möchte ich euch gern leicht verständliche Informationen rund um die Hundegesundheit zur Verfügung stellen. Zur Seite steht mir eine Tierheilpraktikerin, die das ganze fachlich abrundet.