Stubenreinheit beim Hund

Der Hang zur Stubenreinheit wurde dem Hund von seinen Urahnen in die Wiege gelegt: Wolfswelpen verlassen im Alter von wenigen Wochen die schützende Höhle, um sich im Freien zu erleichtern. Auch ein Hundewelpe verunreinigt seinen Schlafplatz instinktiv nicht - er muss nun lernen, dieses natürliche Verhalten auf den gesamten Wohnbereich auszudehnen.

Wie lange dauert das Training?

Abhängig von Rasse, Charakter und Herkunft des Welpen kann die Erziehung zur Stubenreinheit unterschiedlich lange dauern: Was bei manchen Hunden schon nach wenigen Tagen klappt, nimmt bei anderen Wochen oder gar Monate in Anspruch. Welpen, die beim Züchter schon in den ersten Lebenswochen ihr Geschäft im Garten verrichten durften, sind reinen Zwinger- oder Wohnungshunden dabei einen großen Schritt voraus.

Stubenreinheit von Anfang an trainieren

stubenreinheit-beim-hundIm neuen Zuhause beginnt die Erziehung zur Stubenreinheit bereits am ersten Tag: Kann der Welpe sich während einer gut gemeinten Schonfrist innerhalb der Wohnung auf Zeitungen oder Handtüchern erleichtern, prägt er sich diese "Toilettenplätze" ein - die Umgewöhnung auf geeignete Stellen im Freien wird dann umso schwieriger. Berufstätige Hundehalter sollten für die wichtige Eingewöhnungsphase einen mindestens zweiwöchigen Urlaub einplanen, um sich intensiv um den Welpen kümmern zu können - später leisten ein verlässlicher Hundesitter oder tierliebende Nachbarn zur Unterstützung gute Dienste.

Das Wichtigste: Den Hund aufmerksam beobachten!

Hundewelpen besitzen naturgemäß eine kleine Harnblase und können diese - ebenso wie den Darm - nur unzureichend kontrollieren. Sie müssen sich deshalb sehr häufig erleichtern, zudem bleibt vom ersten Drang bis zum Absetzen des Geschäfts nur wenig Zeit: Um ein Malheur innerhalb der Wohnung zu verhindern, muss der Besitzer seinen Vierbeiner gut im Auge behalten und schnell reagieren.
"Gassi-Gehen" ist in der ersten Zeit alle zwei bis drei Stunden notwendig, insbesondere nach dem Fressen und Spielen. Wird der Hund unruhig, dreht sich suchend um seine eigene Achse oder rennt schnüffelnd auf und ab, ist Eile geboten! Damit er auf dem Weg nach draußen kein Häufchen oder Pfützchen absetzt, sollte man ihn während der Eingewöhnungszeit ins Freie tragen: Erst wenn der Hund verstanden hat, welchem Zweck der Ausflug nach draußen dient, darf er den Weg selbst laufen.

Genug Zeit einplanen

Selbst wenn der Hund in der Wohnung ein augenscheinlich dringendes Bedürfnis verspürte, kann es vorkommen, dass im Freien erst einmal gar nichts geschieht. Manche Vierbeiner sind von der fremden Umgebung, den Geräuschen und Gerüchen so abgelenkt oder eingeschüchtert, dass sie sich ihr "Geschäft" wieder verkneifen oder es einfach vergessen. Ein ruhiger, grasbewachsener Platz mit möglichst wenig Ablenkung eignet sich für die Erziehung zur Stubenreinheit daher weit besser der schmale Grünstreifen an einer stark frequentierten Hauptstraße. Ungeduld und Unruhe des Besitzers übertragen sich auf den Hund - gerade bei den ersten Versuchen sollten beide unter keinerlei Zeitdruck stehen.

Lob statt Strafe

Hat sich der Hund draußen erleichtert, wird er dafür ausgiebig mit freudiger Stimme und Streicheleinheiten belohnt. Passiert ihm dagegen unbemerkt ein Malheur in der Wohnung, ist eine Bestrafung sinnlos: Der Hund kann die von ihm längst vergessene Aktion nicht mit dem bedrohlich klingenden Wortschwall des aufgebrachten Besitzers in Verbindung bringen. Nur wenn er auf frischer Tat ertappt wird, zeigt ein strenges "Nein" in Verbindung mit dem sofortigen Ausflug nach draußen Wirkung - für jedes Häufchen oder Urintröpfchen, das der Welpe danach noch im Freien absetzt, lobt man ihn überschwänglich.

Stubenreinheit beim älteren Hund

Ältere Hunde verrichten ihre Notdurft in der Regel von sich aus bevorzugt im Freien und benötigen kein aufwendiges Sauberkeitstraining mehr. Lebte ein erwachsener Hund vorher noch nie in einer Wohnung, braucht er möglicherweise einige Zeit, um sich an die veränderte Situation zu gewöhnen - die Erziehung zur Stubenreinheit verläuft dann ebenso wie beim Welpen. Wenn ein älterer Hund immer wieder sein Geschäft in der Wohnung verrichtet, können vielerlei Ursachen wie Angst, Beschwichtigungsverhalten, Reviermarkierung oder gesundheitliche Probleme zugrunde liegen. In diesem Fall sollte ein erfahrener Tierarzt oder Tierpsychologe zu Rate gezogen werden.

Was tun, wenn es gar nicht klappen will?

Auch nach einer längeren Phase der Stubenreinheit kann einem Hund ein Pfützchen in der Wohnung "passieren" - vor Angst, Aufregung oder weil der Besitzer die Signale des Hundes übersehen hat. Kommt das Urinieren in der Wohnung allerdings sehr oft vor, sollten vom Tierarzt körperliche Ursachen wie etwa eine Blasenentzündung ausgeschlossen werden.
Manchmal löst bereits der Wechsel des Reinigungsmittels das Problem: Hunde erleichtern sich bevorzugt an Orten, die nach ihren Hinterlassenschaften riechen. Der in vielen Putzmitteln enthaltene Ammoniak ähnelt diesem Geruch und lädt den Vierbeiner zur Wiederholungstat geradezu ein - Essig dagegen entfernt alle unerwünschten Duftspuren zuverlässig.
Um ein nächtliches Malheur zu vermeiden, kann es helfen, den Bewegungsradius des Hundes mit einem Gitter oder einer Transportbox auf dessen Schlafplatz einzuschränken: Diese Methode funktioniert allerdings nur, wenn der Besitzer vor Eintreten eines Notfalls verlässlich bemerkt, dass der Hund unruhig wird.

Empfohlene Literatur / Quellen

Welpentraining mit Martin Rütter (Autor: Martin Rütter, Kosmos-Verlag, 2015) - TOP-Empfehlung!
Welpen: Mit dem Hund durch das erste Jahr (Autor: Brigitte Rauth-Widmann, Oertel + Spörer, 2010)
Was ein Welpe lernen muss (Autor: Petra Krivy/Angelika Lanzerath, Verlag Müller Rüschlikon, 2015)

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Autorin Regine Schineis

"Ein Leben ohne Tiere ist möglich, aber sinnlos." So lautet das Lebensmotto der Tierpsychologin und Autorin Regine Schineis, die gemeinsam mit Mann und Tieren in der Steiermark zu Hause ist.