So bleibt die Wohnung heil

Interessante Dinge zu benagen, liegt in der Natur des Hundes: Insbesondere Welpen erforschen ihre Umwelt mit allen Sinnen. Macht sich ein erwachsener Hund immer wieder an der Wohnungseinrichtung zu schaffen, liegt diesem problematischen Verhalten meist Stress oder Beschäftigungsmangel zugrunde.

Vermehrter Kaudrang beim Welpen

Welpen nehmen aus reinem Spieltrieb und Forscherdrang alles ins Maul, was ihnen vor die Schnauze gerät. Das Kauen harter Gegenstände hilft ihnen während des Zahnwechsels, lockere Milchzähne loszuwerden und das juckende und schmerzende Zahnfleisch zu beruhigen. Dabei macht der kleine Hund keine Unterschiede zwischen erlaubtem und unerlaubtem Kaumaterial: Die Auswahl muss der Besitzer für ihn treffen.

Zerstörungswut erwachsener Hunde

Zerstörungswut beim HundErwachsene Hunde machen sich meist in der Abwesenheit ihres "Menschenrudels" über die Wohnungseinrichtung her, entweder als Stressreaktion auf den Verlust des Rudels oder aus Langeweile. Zerstörungswut aus Trennungsangst stellt eine sogenannte Übersprungshandlung dar: Der Hund versucht mit aller Gewalt, seinem Rudel zu folgen - ist ihm das nicht möglich, wird die ursprünglich für das Entkommen aus der Wohnung aufgebrachte Energie in andere Bahnen gelenkt, und der Hund reagiert sich an Stuhlbein oder Sofakissen ab. Auch beim Zerstören von Gegenständen aus Langeweile ist überschüssige Energie im Spiel: Diese entlädt sich aber erst nach einer längeren Ruhephase des nicht ausgelasteten Hundes an ungeeigneten Objekten.

Alternativen bieten

Erlaubte Kaumaterialien bieten dem Hund eine sinnvolle Beschäftigungsmöglichkeit und lenken vom verbotenen Menschenbesitz ab. Als schmackhafte Alternative eignen sich unter anderem Kauknochen in vielen Variationen, getrocknete Rinder- und Schweineohren oder getrockneter Pansen. Auch mit Leckerchen befüllte Futterbälle beschäftigen den Vierbeiner eine Weile. Robustes Spielzeug aus Naturgummi oder geflochtener Baumwolle kann ebenfalls mit Trockenfutter bestückt werden und hält dem Kaudrang des Hundes längere Zeit stand. Leicht splitternde Materialien wie Holz und Plastik bergen dagegen eine hohe Verletzungsgefahr und gehören nicht in die Reichweite des Vierbeiners, auch bei echten Knochen ist Vorsicht geboten.
Dem Hund ausrangierte Gebrauchsgegenstände zu überlassen, ist keine gute Idee: Er kann zwischen alt und neu nicht unterscheiden und wird das neue Zierkissen ebenso genussvoll zerlegen wie den uralten Kopfpolster.

Die Erste-Hilfe-Maßnahme: Unterbringung in sicherer Umgebung

Liegt der Zerstörungswut Trennungsangst zugrunde, muss der Hund langsam an das Alleinsein herangeführt werden. Bis sich erste Erfolge einstellen, sollte der Vierbeiner während der Abwesenheit des Besitzers einen Raum bewohnen, in dem er möglichst wenig Schaden anrichten kann. Gefährdete Gegenstände finden ihren Platz am besten hoch oben auf dem Regal oder in verschlossenen Schränken, volle Mülleimer werden ebenfalls aus dem Umfeld des Hundes verbannt. Je spartanischer das Zimmer eingerichtet ist, desto eher wendet sich der Hund seinen alternativen Kaumaterialien zu. Tobt sich der Vierbeiner an Möbelstücken aus, hilft es in manchen Fällen, diese mit einem für den Hund unangenehmen Geruch zu versehen - im Handel sind spezielle Sprays erhältlich, manche Tiere schreckt schon der Duft von Zitrone oder Tabasco ab.

Bewegung gegen Langeweile

Rasse- und charakterbedingt benötigen Hunde unterschiedlich viel körperliche und geistige Auslastung für ihr Wohlbefinden. Werden sie nicht genügend beschäftigt, verschaffen sie sich ihre Erfolgserlebnisse durch das Demolieren der Wohnung. Gerade Hunde, die ursprünglich als Arbeitshunde gezüchtet wurden - wie etwa Jagd- oder Hütehunde - brauchen viel Auslauf und dazu Aufgaben, die sie geistig fordern. Es ist Aufgabe des Besitzers, das optimale Maß an Beschäftigung für seinen Vierbeiner zu finden: Fegt der Hund während der Abwesenheit des Menschen wie ein Tornado durch die Wohnung, ist dieses in aller Regel noch nicht erreicht. Die tägliche Runde durch den Park sollte nur ein Teil des Beschäftigungsprogramms sein: Hunde brauchen auf ihren Spaziergängen ständig neue Reize, um körperlich und geistig an ihre Grenzen zu stoßen. Suchspiele, "Wald-Agility" und Beutespiele lassen sich gut in die regelmäßigen Ausflüge integrieren, darüber hinaus bieten Hundeschulen zahlreiche Ausbildungen an, die den Hund gezielt nach Temperament und Fähigkeit fördern. Gerade bei Jungtieren sollten außerdem täglich ausgiebige Spielstunden auf dem Programm stehen.

Empfohlene Literatur / Quellen:

 

Autorinbild
Autorin Regine Schineis

"Ein Leben ohne Tiere ist möglich, aber sinnlos." So lautet das Lebensmotto der Tierpsychologin und Autorin Regine Schineis, die gemeinsam mit Mann und Tieren in der Steiermark zu Hause ist.