Kontrolliertes Bellen

Bellen ist die häufigste Lautäußerung des Hundes: Er kommuniziert dadurch mit Menschen und Artgenossen und drückt seine unterschiedlichsten Gefühle aus. Während das kurze Anschlagen in potentiellen Gefahrensituationen durchaus erwünscht ist, bereitet unkontrolliertes Bellen häufig Probleme: Um sich dem Mitteilungsbedürfnis seines Hundes nicht hilflos auszuliefern, sollte der Besitzer mit dem Vierbeiner von klein auf eine gewisse "Gesprächskultur" einüben.

Warum bellen Hunde?

Hunde bellen, wenn sie etwas Ungewöhnliches bemerken oder jemand in ihr Revier eindringt - damit warnen sie ihr Rudel und verteidigen gleichzeitig ihr Territorium. Das lautstarke Begrüßen des Besitzers oder erwartungsvolles Bellen, wenn sich ein Spaziergang ankündigt, ist Ausdruck von Freude und positiver Erregung.

Manchmal bellen Hunde schlicht aus Langeweile oder um Aufmerksamkeit zu erlangen, sehr häufig sind aber Angst und Unsicherheit die Ursache für lang andauernde Lautäußerungen: Insbesondere durch eine unklare Rangordnung überforderte oder schlecht sozialisierte Vierbeiner überspielen ihre Unsicherheit in furchteinflößenden Situationen durch ausdauerndes Bellen.

Kontrolliertes Bellen

Die Fähigkeit zu bellen ist allen Hunden angeboren. Wie intensiv sie davon Gebrauch machen, hängt allerdings stark von der Rasse, dem Charakter und den Lebensumständen des Vierbeiners ab. Kontrolliertes Bellen bedeutet nicht, dass der Hund nur noch auf Befehl Laut geben darf: Er sollte aber wissen, in welchen Situationen lautstarke Meldungen angebracht sind und diese auf das Kommando des Besitzers hin zuverlässig einstellen.

Von Natur aus ruhigere Hunde lassen sich leichter zum kontrollierten Bellen erziehen als Vertreter sehr bellfreudiger Rassen, zu denen etwa Terrier und viele Wach- und Hütehunde zählen: Bei diesen Hunden ist viel Geduld, Ausdauer und Konsequenz erforderlich, um ihr angeborenes Mitteilungsbedürfnis in beherrschbare Bahnen zu lenken.

Bellen auf Kommando

Das Training zum kontrollierten Bellen beginnt idealerweise schon im Welpenalter: Der Besitzer animiert den Hund im Spiel zum Bellen, das er mit dem Kommando "Gib Laut" verbindet und entsprechend belohnt. Hat der Hund die Übung verstanden und reagiert auch ohne nachfolgende Belohnung auf den Befehl, geht man zum Trainieren des Abbruchsignals über: Mit dem Kommando "Ruhig" zeigt der Hundehalter dem bellenden Vierbeiner sein Lieblingsspielzeug oder ein Leckerchen, das er erhält, sobald er das Bellen einstellt. Reagiert er nicht auf den Befehl, verschwinden Spielzeug und Leckerchen, der Hund wird ignoriert.

Nach mehreren Wiederholungen sollte er die Verbindung zwischen dem Abbruch des Bellens und der erfolgten Belohnung verstanden haben. Wenn der Vierbeiner den Befehl "Ruhig" zuverlässig befolgt, wird die positive Bestärkung durch Leckerchen oder Spielzeug weggelassen und durch ein kurzes verbales Lob ersetzt. Auf zu überschwängliches Loben sollte man besser verzichten, da es den Hund häufig erneut zum freudigen Bellen motiviert.

Erwünschtes Bellen

Um mit dem Hund bestimmte Regeln einzuüben, muss sich der Besitzer zuerst selbst über deren genaue Auslegung im Klaren sein. In welchen Situationen soll der Hund bellen? Darf er Unbekannte bereits vor dem Grundstück melden oder erst, wenn sie sein Territorium betreten haben? Wie lange wird das Bellen geduldet? Auch wenn der Hund sich vermutlich nicht immer genau an den Plan halten wird, fällt die Kontrolle über ihn leichter, wenn er die Prinzipien kennt. Im Training belohnt der Besitzer wie üblich das erwünschte Verhalten - bellt der Hund in einer bestimmten Situation nicht von sich aus, kann er ihn mit dem bereits erlernten Kommando "Gib Laut" dazu ermuntern.

Wünscht der Besitzer nur ein kurzes Anzeigen, gibt er dem Hund nach wenigen Bell-Sequenzen den Befehl "Ruhig", ruft ihn zu sich und belohnt ihn. Durch wiederholtes Üben lernt der Vierbeiner, dass er durch kurzes Melden seiner Pflicht Genüge getan hat und alles Weitere getrost dem Besitzer überlassen kann.

Unerwünschtes Bellen

Ein sehr bellfreudiger Hund stellt nicht nur die Nerven des Besitzers, sondern auch das harmonische Verhältnis zu den Nachbarn auf eine harte Probe. Gelingt es nicht, das Mitteilungsbedürfnis des Hundes durch konsequentes Training unter Kontrolle zu bringen, sollten die Ursachen für das ausdauernde Bellen aufgespürt werden.

Bellt der Hund während der Abwesenheit des Besitzers, liegt in vielen Fällen Trennungsangst zugrunde. Meldet der Vierbeiner auch in Anwesenheit des Menschen jede Kleinigkeit und lässt sich nicht ruhigstellen, fühlt er sich möglicherweise in die Rolle des Rudelführers gedrängt und ist damit überfordert: Eine klare Festlegung der Rangordnung und selbstbewusstes Auftreten des Besitzers nimmt dem Hund die Verantwortung, sein Rudel rund um die Uhr beschützen zu müssen.

Ist Langeweile die Ursache für ständiges Bellen, hilft oft eine bessere körperliche und geistige Auslastung des Vierbeiners. Konsequentes Ignorieren unterbindet Aufmerksamkeit forderndes Bellen. Sehr nervenaufreibend ist auch das Verbellen jedes Artgenossen beim Spaziergang - hier muss abgeklärt werden, ob diesem unangebrachten Verhalten Angst oder Aggression zugrunde liegt. Den Hund lautstark auszuschimpfen ist beim ausdauernden Bellen kontraproduktiv: Oft fühlt sich der Vierbeiner durch das Einstimmen des Besitzers in sein Bellkonzert noch in seinem Verhalten bestätigt.

Wann ist professionelle Hilfe angebracht?

Nicht immer lässt sich die Ursache des Bellens zweifelsfrei bestimmen. Bei sehr bellfreudigen Rassen kann es mitunter sehr schwierig sein, die Lautäußerung auf ein erträgliches Maß zu reduzieren - auch bei älteren Hunden, deren übermäßige Gesprächigkeit nie unterbunden wurde, läuft ein Training häufig ins Leere. In diesen Fällen sollte mit Hilfe eines erfahrenen Hundetrainers oder Tierpsychologen eine genaue Ursachenforschung betrieben und ein individuell auf Mensch und Tier abgestimmter Trainingsplan erarbeitet werden: Dessen konsequente Einhaltung kann auch in scheinbar aussichtslosen Fällen zum Erfolg führen.

Literaturempfehlung / Quellen:

Autorinbild
Autorin Regine Schineis

"Ein Leben ohne Tiere ist möglich, aber sinnlos." So lautet das Lebensmotto der Tierpsychologin und Autorin Regine Schineis, die gemeinsam mit Mann und Tieren in der Steiermark zu Hause ist.