Leinenführigkeit : So wird der Hund zum angenehmen Begleiter

Hunde brauchen Bewegung und möchten ihre Umgebung auch außerhalb von Haus und Garten erkunden. Das geht in den meisten Fällen nicht ohne Leine - ein daran ziehender und zerrender Vierbeiner stellt die Nerven seines Besitzers bei jedem Spaziergang auf eine harte Probe.

Sicherheit geht vor

Ohne Leine toben zu dürfen, ist für Hunde der Höhepunkt eines Spaziergangs. Schutzsuchende Welpen bleiben von sich aus in der Nähe des Besitzers, mit zunehmendem Selbstbewusstsein wird die Umwelt jedoch interessanter als der Hundehalter. Um dem heranwachsenden Vierbeiner den Freilauf zu erlauben, muss er bereits eine starke Bindung zum Besitzer aufgebaut haben und auch auf Distanz zuverlässig abrufbar sein. So lange dieses Fundament noch nicht vorhanden ist, dient die Leine als "Sicherheitsglied" zwischen Mensch und Hund. Aber auch bei gut erzogenen Vierbeinern sollte man nicht generell auf die Leine verzichten: In der Stadt oder an stark befahrenen Straßen kann eine kleine Unaufmerksamkeit oder ein plötzliches Erschrecken den Hund und andere Verkehrsteilnehmer in ernste Gefahr bringen. Das Laufenlassen des Hundes ist auch in ländlicher Umgebung nicht überall erlaubt, weitere Informationen hierzu unter https://www.bellos-gesundheit.de/leinenpflicht-fuer-hunde.html.

Früh übt sich

Hund an LeineLeinenführigkeit bedeutet nicht striktes "Bei-Fuß-Gehen", sondern das entspannte Führen des Hundes an lockerer Leine in die vom Menschen gewünschte Richtung. Lernt ein Hund schon im Welpenalter, dass Ziehen ihn nicht ans Ziel bringt, wird das Laufen an der lockeren Leine bald zur Gewohnheit - hat er dagegen mit dem Zerren Erfolg, muss der Besitzer später sehr viel mehr Zeit und Geduld in die Erziehung zur Leinenführigkeit investieren.

Bevor das Training beginnt, gewöhnt sich der Welpe im Haus an Halsband oder Brustgeschirr - mit der Leine darf er ebenfalls schon kurze Bekanntschaft machen. Auch wenn beim ersten Ausgang die Versuchung noch so groß ist: Nicht der Welpe bestimmt Tempo und Richtung, sondern der Besitzer! Sobald sich die Leine strafft, bleibt der Hundehalter stehen - wendet sich der Hund dem Menschen zu und die Leine wird locker, geht der Spaziergang weiter. Auf diese Weise lernt der Welpe sehr schnell, dass Ziehen sich nicht lohnt und er nur vorankommt, wenn er sich nach seinem Menschen richtet. Geht er einige Meter an der lockeren Leine und richtet seine Aufmerksamkeit immer wieder auf den Besitzer, bestärken Lob und Leckerchen dieses erwünschte Verhalten.

Die Ausnahme von der Regel

Der Erziehungserfolg setzt umso schneller ein, je konsequenter die aufgestellten Regeln eingehalten werden. Im Alltag steht jedoch nicht bei jedem Spaziergang genügend Zeit für die rigorose Umsetzung dieser Maßnahmen zur Verfügung: In diesem Fall stellt die abwechselnde Verwendung von Halsband und Brustgeschirr eine erlaubte Alternative dar. Wird die Leine am Halsband befestigt, ist nur das Gehen an lockerer Leine erlaubt, hängt sie am Brustgeschirr, darf man das Ziehen bis zu einem gewissen Grad tolerieren. Diesen feinen Unterschied nimmt der Hund durchaus wahr, die Inkonsequenz bei einem Spaziergang in Zeitnot stellt somit nicht die ganze vorangegangene Erziehungsarbeit in Frage. Auch während des Trainings ist der Wechsel vom Halsband auf das Brustgeschirr sinnvoll, wenn der Welpe die Grenzen seiner Konzentrationsfähigkeit erreicht hat und keine Möglichkeit zum sicheren Freilauf besteht.

Wenn der erwachsene Hund an der Leine zieht

Ein Spaziergang mit einem ausgewachsenen Hund, der sich mit voller Kraft in die Leine hängt, ist für alle Beteiligten wenig erholsam. Dieser Unart können mehrere Ursachen zugrunde liegen: Die meisten Vierbeiner ziehen nur deshalb, weil sie das entspannte Gehen an der Leine nie gelernt haben und ihr rücksichtsloses Verhalten immer erfolgreich war. In manchen Fällen steckt auch ein Rangordnungsproblem dahinter: Schlüpft der Hund in die Rolle des Rudelführers, fällt ihm auch die Aufgabe zu, Lauftempo und -richtung zu bestimmen. Hier muss zuerst die Ursache beseitigt und die Führungsrolle richtiggestellt werden. Sehr aktiven Hunden fällt es oft schwer, sich dem in ihren Augen viel zu langsamen Tempo des Besitzers anzupassen: Eine bessere körperliche und geistige Auslastung durch Hundesport oder Spielstunden mit Artgenossen kann hier Abhilfe schaffen.

Schritt für Schritt zum entspannten Miteinander

"Ziehen bedeutet Stillstand - nur an der lockeren Leine geht es vorwärts": Das ist die erste Botschaft, die beim Hund ankommen muss. Wie beim Training mit dem Welpen bedeutet das: Hund zieht, die Leine strafft sich - Mensch bleibt stehen und wartet ab. Sieht sich der Hund verwundert um und die Leine lockert sich, wird er gelobt und es geht ein paar Schritte weiter - bis sich die Leine wieder spannt. Konsequenz ist hier der Schlüssel zum Erfolg, auch wenn bei den ersten Spaziergängen durch das ständige "Stop-and-go" nur kurze Strecken zurückgelegt werden.

Aufmerksamkeit lohnt sich

"Es lohnt sich, auf meinen Menschen zu achten": So sollte die zweite Erkenntnis des Hundes lauten. Das Ziel ist es, den an der Leine laufenden Hund durch wiederholte Richtungswechsel so zu verunsichern, dass er seine Aufmerksamkeit mehr dem Besitzer und weniger der viel interessanteren Umgebung zuwendet. Passt der Hund nicht auf, macht er bei spontanen Richtungsänderungen schnell unangenehme Bekanntschaft mit Knie oder Fuß des Menschen - sucht er dagegen immer wieder den Blickkontakt und reagiert prompt auf eine Richtungsänderung, erfolgt die positive Bestärkung durch Lob oder Leckerchen. Mit zunehmendem Lernerfolg wird sich der Hund immer mehr auf den Besitzer konzentrieren und von sich aus dessen Nähe suchen, anstatt ihn wie ein lästiges Anhängsel hinter sich her zu zerren.

Geeignete Hilfsmittel

Wichtigstes Hilfsmittel zum Erlernen der Leinenführigkeit ist naturgemäß die Leine: Ist sie zu kurz, stößt der Hund bei jedem Schritt an seine Grenzen und das Training ist für beide Seiten frustrierend. Zum Führen eines erwachsenen Hundes sollte sie daher mindestens zwei, besser drei Meter lang sein, bei einem Welpen reichen 1,5 Meter aus. Nur in der Stadt und entlang stark befahrener Straßen ist das Führen an der kurzen Leine aus Sicherheitsgründen sinnvoll.

Ein Halsband sollte möglichst breit sein und muss ebenso wie ein Brustgeschirr gut angepasst werden: Ist es zu weit, kann der Hund herausschlüpfen, zu enge Halsbänder und Geschirre drücken und bereiten dem Hund Schmerzen.
Für erziehungsresistente Vierbeiner stellt in manchen Fällen das Führen am "Halti" - einem speziellen Hundehalfter - eine Lernhilfe dar. Das Training mit dem Halti ist allerdings sehr komplex, bei falscher Handhabung kann es eher schaden als nutzen: Dem Einsatz des Hundehalfters sollte deshalb eine gründliche Einweisung durch einen erfahrenen Hundetrainer vorausgehen.

Ungeeignete Hilfsmittel

Stachelhalsbänder, Würgehalsbänder und Elektrohalsbänder fügen dem Tier Schmerzen zu und finden in der modernen Hundeerziehung keinen Platz mehr. Auch das früher praktizierte ruckartige Zurückziehen des Hundes zu Erziehungszwecken gehört der Vergangenheit an: Ein unkontrollierter Leinenruck kann schwere Verletzungen an Kehlkopf oder Halswirbelsäule des Hundes verursachen.

Ungeeignet für das Erlernen der Leinenführigkeit sind auch die beliebten Flexileinen: Um sie abzurollen, muss der Hund einen gewissen Zug ausüben, was im Training kontraproduktiv ist. Außerhalb der Übungsstunden verhelfen Flexileinen dem Vierbeiner zu mehr Bewegungsfreiheit, wenn Freilauf nicht möglich ist: Dabei sollten sie aber ähnlich wie beim Üben mit dem Welpen nicht am zum Training benutzten Halsband, sondern an einem Brustgeschirr befestigt werden.

Literaturempfehlung / Quellen

 

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Autorin Regine Schineis

"Ein Leben ohne Tiere ist möglich, aber sinnlos." So lautet das Lebensmotto der Tierpsychologin und Autorin Regine Schineis, die gemeinsam mit Mann und Tieren in der Steiermark zu Hause ist.