Der Grundwortschatz: Erste Kommandos

Einfache, klare Kommandos erleichtern Hund und Besitzer das Miteinander im Alltag. Den Grundwortschatz kann bereits ein Welpe erlernen, je nach Bedarf kommen im Laufe der Zeit weitere Begriffe und Übungen hinzu.

Einheitliche und unmissverständliche Anweisungen

Welche Kommandos ein Hund erlernen soll und wie diese im Einzelnen ausgeführt werden, liegt im Ermessen des Besitzers. Wichtig ist, dass einmal aufgestellte Regeln konsequent eingehalten werden und das Signalwort für die Kommandos immer gleich bleibt. Hat ein Hund mehrere Bezugspersonen, müssen sich diese schon vor dem Einzug des Vierbeiners über die einzuübenden Kommandos und deren genaue Ausführung einigen. Die Verwendung unterschiedlicher Befehle für ein und dieselbe Handlung verwirrt den Hund ebenso wie das Verpacken der Anweisung in einen langen Satz und missverständliche Sichtzeichen.

Spielerisches Einüben von Kommandos bei Welpen

Das Einüben erster Befehle lässt sich schon beim Welpen gut in die täglichen Spielstunden integrieren. Junge Hunde können sich noch nicht über längere Zeit konzentrieren, das kurzzeitige spielerische Training mehrmals am Tag ist daher erfolgversprechender als eine einzige lange Übungseinheit. Mit zunehmendem Alter dürfen die Trainingsstunden auch etwas länger ausfallen, sie sollten aber immer enden, bevor sich der Hund langweilt. Eine erfolgreich ausgeführte Aufgabe bildet den positiven Abschluss jeder Lerneinheit.

Grundwortschatz Lektion 1: "Sitz"

Kommando SitzDas Kommando "Sitz" ist sowohl für Welpen als auch für erwachsene Hunde leicht zu erlernen. Im Alltag wendet man es vor allem an, um den Vierbeiner für eine gewisse Zeit ruhigzustellen, etwa zum Anleinen vor dem Spaziergang oder beim Warten an einer Ampel.

Zum Einüben des Kommandos nimmt man ein Leckerchen in die Hand und hält diese in einiger Entfernung über den Kopf des Hundes. Dieser wird unwillkürlich nach oben sehen und dabei sein Hinterteil absenken. Berührt dieses unmittelbar nach dem Kommando "Sitz" den Boden und verweilt auch dort, wird der Hund sofort gelobt und mit dem Leckerchen belohnt - während eines Spiels kann man statt Futter auch ein Spielzeug benützen. Reagiert der Hund verlässlich auf das Kommando, reicht ein Lob als positive Bestärkung aus.

Die Unterstützung des verbalen Befehls "Sitz" durch ein Sichtzeichen erleichtert später die Verständigung auf Distanz beim Freilauf: Der Zeigefinger der erhobenen Hand zeigt dabei nach oben.

Grundwortschatz Lektion 2: "Platz"

Das Kommando "Platz" fordert den Hund zum Hinlegen auf und bringt ihn damit ähnlich wie der Befehl "Sitz" zur Ruhe. Es findet vor allem dann Verwendung, wenn sich der Vierbeiner über längere Zeit ruhig verhalten soll, zum Beispiel beim Besuch eines Restaurants. Um das Kommando mit dem Hund einzuüben, nimmt dieser zuerst die sitzende Position ein: Die mit einem Leckerchen bestückte Hand des Besitzers wandert dann langsam vom Kopf des Hundes vor ihn auf den Boden.

In aller Regel wird der Vierbeiner der Handbewegung folgen, um an das Futterstück zu gelangen: Berühren Vorderbeine und Oberkörper den Boden, erfolgt das Kommando "Platz", er wird gelobt und bekommt das Leckerchen. Ein Stuhl oder das angewinkelte Bein des Besitzers können dabei als Hilfsmittel dienen: Befindet sich das begehrte Futter hinter dem Hindernis, muss sich der Hund beim Hindurchkriechen unweigerlich hinlegen. Funktioniert diese Methode nicht auf Anhieb, bringt sanft ausgeübter Druck auf den Vorderkörper des Hundes ihn in die liegende Position. Auch dabei dürfen das Kommando "Platz" und die anschließende Belohnung nicht fehlen. Mit hoher Verletzungsgefahr verbunden und daher nicht empfehlenswert ist das Nach-vorne-Ziehen an den Vorderpfoten! Als Sichtzeichen für das Kommando "Platz" wird die flache Hand langsam Richtung Boden geführt.

Grundwortschatz Lektion 3: "Komm"

Das zuverlässige Befolgen des Kommandos "Komm" ist Voraussetzung dafür, dass der Besitzer den Hund beim Spaziergang ableinen kann. Alternativ zum Befehl "Komm" können auch die Begriffe "Hier" und "Zu mir" oder ein Pfeifton verwendet werden. Das Einüben des Kommandos beginnt am besten im Haus: Verbindet man den Befehl "Komm" mit dem Namen des Tieres und dem Schütteln der Futterdose, kommt der Hund mit hoher Wahrscheinlichkeit sofort angelaufen. Durch die positive Bestärkung mit Lob und Leckerchen lernt er schnell, dass sich Zurücklaufen zum Besitzer auf dessen Zuruf hin lohnt.

Klappt das Kommen im Haus problemlos, beginnen die Trainingseinheiten im Freien: Dabei sollte der Vierbeiner anfangs zur besseren Kontrolle an einer langen Leine geführt werden. Das Kommando "Komm" wird während der Übungsphase nur gegeben, wenn der Hund nicht abgelenkt ist und aller Wahrscheinlichkeit nach sofort auf den Befehl reagieren wird: Idealerweise ist er gerade von sich aus auf dem Weg zum Besitzer, wenn dieser ihn zum Kommen auffordert. Ist ein Kommando einmal ausgesprochen, muss der Hundehalter auf dessen Ausführung bestehen: Reagiert der Hund nicht auf den Ruf, wird er an der Leine sanft herangezogen. Wenn der Besitzer die Einhaltung der Regel nicht erzwingt, stuft der Vierbeiner das Abrufkommando in Zukunft als unwichtig ein und befolgt es nur, wenn ihm gerade der Sinn danach steht. Wichtig: Der Hund wird immer belohnt, wenn er auf Zuruf kommt und niemals dafür bestraft, auch wenn er sich vorher ungebührlich benommen hat! Das Kommen zum Besitzer muss für den Hund immer positiv belegt sein.

Sehr jagdeifrige und eigenständige Hunde brauchen naturgemäß länger, um zuverlässig auf Kommando abrufbar zu sein: Hier kann in vielen Fällen ein konsequentes Schleppleinentraining helfen.

Grundwortschatz Lektion 4: "Aus"

Mit dem Kommando "Aus" lernt der Hund, sein Maul zu öffnen und darin befindliche Gegenstände dem Menschen zu überlassen. Ein scharf ausgesprochenes "Aus" entlockt dem Hund beim Spiel ohne langwieriges Gezerre sein Spielzeug und hält ihn beim Spaziergang von zweifelhaftem Fressbaren fern, das er gerade vom Wegesrand aufnehmen will. Schon im Spiel mit dem Welpen beginnt das Einüben des Befehls: Hält der Vierbeiner ein Spielzeug im Maul, bietet ihm der Besitzer ein zweites an. Sobald der Hund das erste loslässt, erfolgt das Kommando "Aus", als Belohnung erhält er im Tausch das angebotene Spielzeug. Als Alternative zum Quietschtier oder Gummiknochen kann man auch ein Leckerchen verwenden. Nach einigen Wiederholungen gibt der Besitzer das Kommando entsprechend früher und belohnt den Hund, wenn er seine "Beute" sofort fallen lässt. Klappt die Übung mit dem Spielzeug gut, wird sie auf fressbare Dinge wie etwa einen Kauknochen ausgeweitet. Dazu ist naturgemäß etwas mehr Übung nötig, da Hunde sich nur ungern von Futter trennen - das verlässliche Befolgen des Kommandos kann aber lebensrettend sein, wenn der Vierbeiner bei einem Spaziergang gerade im Begriff ist, einen Giftköder zu verspeisen.

Grundwortschatz Lektion 5: Kommando "Bleib"

Der Befehl "Bleib" baut auf den Kommandos "Sitz" und "Platz" auf und hält den Hund für einige Zeit in diesen Positionen. Zu Anfang des Trainings sitzt oder liegt der Hund vor dem Besitzer. Dieser wendet sich ihm zu und entfernt sich mit dem Kommando "Bleib" einige Schritte rückwärts vom Hund. Der verbale Befehl wird dabei durch das Zeigen der Handfläche am ausgestreckten Arm als Sichtzeichen unterstrichen. Verharrt der Hund einige Sekunden in der gewünschten Position, tritt der Besitzer wieder zu ihm, belohnt ihn und entlässt ihn mit einem Auflösekommando seiner Wahl (zum Beispiel "lauf") aus der Warteposition. Verlässt der Hund ohne Aufforderung seine Stellung, bringt ihn der Hundehalter kommentarlos wieder in diese zurück. Nach und nach werden Zeit und Distanz vergrößert, bis der Hund auch ruhig liegen oder sitzen bleibt, wenn der Mensch aus seinem Blickfeld verschwindet.

Kommandos für Fortgeschrittene

Neben dem Grundwortschatz gibt es noch eine Reihe weiterer Kommandos, die man dem Hund beibringen kann. Hierfür gibt es einen separaten Beitrag: Kommandos für Fortgeschrittene

Literaturempfehlung / Quellen

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Autorin Regine Schineis

"Ein Leben ohne Tiere ist möglich, aber sinnlos." So lautet das Lebensmotto der Tierpsychologin und Autorin Regine Schineis, die gemeinsam mit Mann und Tieren in der Steiermark zu Hause ist.